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Berlin: Raus aus dem toten Winkel

Die Aktion zum lebensrettenden Sicherheits-Spiegel stößt auf große Resonanz. Grünen-Politikerin will Einbaupflicht für Lkw

„Dobli. Zum Gedenken an Johanna Schmidt, Radfahrerin. Gestorben am 15.3.2004, Bornholmer Straße.“ Diese Worte stehen auf dem Überweisungsformular von Jennifer Paulin. Ihre Freundin Johanna Schmidt wurde im toten Winkel eines Sattelzugs überrollt. Jennifer Paulin spendet nun für die Aktion „Weg mit dem toten Winkel“ und hofft, dass sie diese grausigen Unfälle mit Hilfe der speziellen Dobli-Spiegel verhindern kann. Doch das Bundesverkehrsministerium spricht sich weiterhin gegen den Dobli-Sicherheitsspiegel aus. Er sei nicht zuverlässig und beeinträchtige die Sicht, schrieb Staatssekretärin Iris Gleicke gestern im Tagesspiegel. Dass sich in den Niederlanden im letzten Jahr die Zahl der Fahrrad-Unfälle halbierte, führt Gleicke nicht nur auf die 2003 eingeführten Spiegel zurück, sondern auf Aufklärung der Lkw-Fahrer und Radfahrer.

In Deutschland allerdings steigt die Zahl schwerer Fahrradunfälle mit Kindern. Zwar klären auch hier Verkehrsministerium, Fuhrgewerbe-Innung und Fahrradclubs seit Jahren an Schulen in Sachen „toter Winkel“ auf und bilden Lkw-Fahrer weiter. Dennoch kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Deshalb versuchen Berliner Bürger, mit Spenden der gekrümmten Spiegel Spediteure zum Umrüsten zu bewegen und etwas gegen die Falle im Straßenverkehr zu tun.

Hartmut Engel hat sich von der Aktion überzeugen lassen. Er ist Verantwortlicher Leiter des Deutschen Roten Kreuz in Wedding und Prenzlauer Berg. Am Freitag schraubte die Initiative „Weg mit dem toten Winkel“ Dobli-Spiegel an seine roten Katastrophenschutzfahrzeuge. „Unsere ehrenamtlichen Helfer sind keine Profi-Fahrer“, sagt Engel. Der verantwortliche Zugführer der Bereitschaft machte erst vor einem Jahr seinen Lkw-Führerschein. Umso wichtiger ist es für Engel, seine Lkw möglichst sicher auszustatten. Er will nun auch für die restlichen Laster des Roten Kreuzes die helfenden Spiegel anschaffen und selbst anbringen. Das Anbringen der Spiegel ist seit letzter Woche für alle Unternehmer einfach. Die Dobli-Aktion hilft bei der Beschaffung der Spiegel und hat die holländische Montageanleitung übersetzt. Der Ingenieur Thomas Gries aus Friedenau stellte seine Sprachkenntnisse spontan für die Sicherheits-Kampagne zur Verfügung, denn auch ihm spricht die Initiative gegen den toten Winkel aus dem Herzen. „Man muss nicht selbst Kinder haben oder täglich Fahrrad fahren, um von der Aktion begeistert zu sein“, sagt Tierärztin Susanna Keil.

Rechtsanwalt John Teifel aus Lichtenrade will gleich drei Spiegel spendieren: „Für jedes meiner drei Kinder einen“. Auch die Bundestagsabgeordnete Franziska Eichstädt-Bohlig beteiligt sich mit einer Spende an der Umrüst-Aktion. „Ich setze mich dafür ein, dass der Einbau zur Pflicht wird“, sagte die Politikerin der Grünen.

Unternehmer rüsten in Sachen Dobli ebenfalls auf. Die Spedition MB Logistik korrigierte gegenüber dem Tagesspiegel ihre anfängliche Ablehnung auf das Angebot einer Spiegelspende und bringt nun auf eigene Kosten die Zusatzspiegel an.

Weitere Informationen zum Dobli-Spiegel finden Sie unter www.tagesspiegel.de/dobli. Das Spendenkonto ist bei der Berliner Sparkasse eingerichtet, BLZ 100 500 00, Konto-Nr. 72 00 272 92.

Carola Padtberg

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