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Berlin: Raus aus der Warteschleife

Ein neues Projekt des Jobcenters Neukölln finanziert Stellen für arbeitslose Jugendliche

Es gibt Namen, die sind Programm. Bei Loop, einem seit September 2006 in Neukölln laufenden Projekt, das arbeitslose Jugendliche in Lohn und Brot bringen möchte, sind Name und Programm entgegengesetzt: Bei einem Loop, zu Deutsch einer Schleife, steht man nämlich am Ende wieder da, wo man angefangen hat. Genau das aber möchte das Projekt vermeiden.

„Uns geht es darum, arbeitslose Jugendliche ohne Berufserfahrung zu einem Ausbildungsplatz oder sogar einer Dauerbeschäftigung zu verhelfen“, sagt Joachim Dellbrück von der Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen. Der gemeinnützige Verein organisiert das vom Jugendamt Neukölln initiierte und vom lokalen Jobcenter sowie dem Europäischen Sozialfonds finanzierte Projekt.

Pro Jahr sollen bis zu 50 Neuköllner Jugendliche zwischen 17 und 25 Jahren für einen Zeitraum von zehn Monaten an Unternehmen vermittelt werden, die an dem Projekt teilnehmen. Die Jugendlichen bekommen statt staatlicher Unterstützungsleistungen wie Arbeitslosengeld II einen Lohn von maximal 900 Euro, bezahlt von Arbeitsagentur und Jobcenter. Die Arbeitgeber übernehmen lediglich den Sozialversicherungsanteil. Derzeit kooperiert das Projekt mit rund 50 kleinen und mittleren Unternehmen. Darunter befinden sich Firmen aus dem Sicherheitsbereich, Blumenläden, Möbelhäuser, aber auch Rechtsanwälte.

„Natürlich besteht bei solchen Projekten die Gefahr, dass Unternehmen auf diesem Wege günstig Arbeitskräfte einkaufen“, sagt Dellbrück. Das Loop-Team von derzeit fünf Leuten achte jedoch darauf, dass die von den teilnehmenden Firmen angebotenen Stellen keine freien und bereits ausgeschriebenen sind. „Ziel ist es ja gerade, neue Angebote zu schaffen“, sagt er. Folglich sieht Dellbrück auch keine Gefahr, dass die subventionierten Jugendlichen regulären Bewerbern die Stellen wegnehmen. Zumal ihre Zahl im Vergleich zu den derzeit in Neukölln rund 3100 gemeldeten Arbeitslosen unter 25 Jahren sehr gering sei.

Als unbedeutend will Dellbrück das Projekt trotzdem nicht verstanden wissen. „Von den gemeldeten Arbeitslosen ist ja nur etwa ein Zehntel überhaupt für Loop geeignet“, sagt er. „Viele andere bräuchten erst mal eine Schuldnerberatung oder ein Bewerbungsgrundlagentraining.“ Aus diesem Grund treffe das Jobcenter bereits eine strenge Vorauswahl, wer überhaupt zu dem Projekt eingeladen werde. Dellbrück hofft, dass bis Ende des Jahres schon 100 Stellen jährlich vergeben werden können. Damit wäre rund ein Drittel der anvisierten Klientel erst einmal versorgt.

Eine Ausdehnung des Projekts auf andere Bezirke ist geplant, Gespräche mit den dafür zuständigen Jobcentern in den kommenden Wochen sind angesetzt. Inwieweit das Modellprojekt langfristig erfolgreich ist, wird sich allerdings erst im Herbst 2007 zeigen, wenn die Förderung der ersten vermittelten Jugendlichen ausläuft und ihre Arbeitgeber entscheiden müssen, ob sie sie auf eigene Kosten weiter ausbilden oder beschäftigen.

Wie es derzeit in Neukölln generell mit Vermittlungsangeboten für arbeitslose Jugendliche aussieht, darüber wollte die zuständige Arbeitsagentur Süd keine Auskunft erteilen. Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) hatte im Herbst angekündigt, jedem Jugendlichen im Bezirk ein Angebot zu unterbreiten. Wer das ablehne, dem sollte die Zuwendung gestrichen werden. Erst im Februar soll ein erstes Ergebnis dieser Politik vorgestellt werden, sagt Uwe Mählmann, Sprecher der Arbeitsagentur Süd.

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