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Berlin: Realschülerhaben es am schwersten

Neuer Trend: Die Hälfte der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz hatMittelschulabschluss

Für die Arbeitsagentur Berlin-Mitte war die Nachvermittlungsaktion für Jugendliche ohne Lehrstelle ein voller Erfolg. Allen 377 Teilnehmern konnten Ausbildungsplätze und Betriebspraktika im Rahmen des Sonderprogramms Einstiegsqualifizierung Jugendlicher (EQJ) zugewiesen werden, sagte Agenturchefin Ramona Schröder gestern vor Journalisten. Allerdings hatte nur etwa ein Drittel der insgesamt 1059 Jugendlichen, die noch ohne Ausbildungsplatz sind, den Vermittlungstermin wahrgenommen.

Als einzige Berliner Arbeitsagentur hat Mitte, von wo aus auch Friedrichshain-Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg betreut werden, die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze in diesem Jahr um sieben Prozent steigern können. Gleichzeitig ging die Zahl der Neubewerber um elf Prozent zurück. Ein erstes Zeichen für den Geburtenknick in den Ostbezirken, so Ramona Schröder. Rund 60 Prozent der insgesamt 12272 Lehrstellenbewerber in diesem Jahr waren allerdings noch Schulabgänger der Jahrgänge 2004 und früher.

Mehr als die Hälfte der bis Ende September nicht vermittelten Jugendlichen waren Realschulabsolventen. Damit zeichnet sich ein neuer Trend ab, so die Agenturleiterin. Gymnasiasten würden in der Regel immer eine Lehrstelle oder einen Studienplatz finden. Und für Hauptschüler gibt es eine Vielzahl von Förderprogrammen. In der Lücke dazwischen wird es für motivierte Realschüler immer schwieriger, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Während das Angebot an Lehrstellen in Dienstleistungsberufen deutlich über der Nachfrage liegt, gibt es noch nicht einmal für jeden Handwerksinteressenten einen Ausbildungsplatz. Insgesamt profitiert die Agentur aber von den vielen Firmenneuansiedlungen in Mitte sowie Friedrichshain-Kreuzberg. Mit der Friseurkette Machts Hair, dem Freizeitcenter World of Sports sowie der Kantine des Moabiter Kriminalgerichts wurden gestern drei mittelständische Unternehmen für ihre kontinuierlichen Ausbildungsaktivitäten ausgezeichnet.

Bei den Förderangeboten hat sich insbesondere das EQJ-Programm bewährt, bei dem Jugendliche im Rahmen eines von der Agentur finanzierten Betriebspraktikums auch Module des ersten Ausbildungsjahres absolvieren. Rund 40 Prozent der Teilnehmer werden anschließend von den Firmen als Auszubildende übernommen, so der Leiter der Agenturgeschäftsstelle Lichtenberg, Tobias Dreher. Erschwert werde gerade kleineren Betrieben die Ausbildung, etwa durch die von 200 auf 700 Euro verteuerten Prüfungsgebühren der Industrie- und Handelskammer.

Im Audi-Zentrum an der Franklinstraße 24 in Charlottenburg können sich Schulabgänger heute von 10 bis 17 und Sonnabend von 9 bis 14 Uhr von Firmen und der Arbeitsagentur über Ausbildungsberufe und Abschlüsse beraten lassen.

Rainer W. During

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