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Berlin: Rechtzeitig zu Silvester ist diesmal auch ein Champagner dabei

Ja, Weihnachten. Silvester.

Ja, Weihnachten. Silvester. Und erst Silvester 2000! Da muss der Einkäufer der Familie entschlossen und rechtzeitig handeln, vor allem, wenn es um die passenden alkoholischen Getränke handelt. Wir geben wie immer Lebenshilfe, und zwar wegen der besonderen Situation gleich vierfach. Zwei Klassiker, zwei Exoten, ausgesucht nach dem Motto: Langweilig und teuer kann jeder. Beginnen wir mit dem Weißwein, der aus der hochmodischen Rebsorte Viognier kommt. Das allein ist noch nicht originell, aber unser Musterbeispiel stammt aus Griechenland, wo sie ihren Wein nach üblichem Vorurteil immer noch mit gehacktem Weihnachtsbaum würzen. Doch längst gibt es auch dort unten Winzer, die sich am höchsten internationalen Niveau orientieren, und niemand kennt sie besser als Christos Tziolis, der das Cava in der Schustehrusstraße 20 in Charlottenburg führt. Sein 1998er Viognier von der Peloponnes, der dritte Jahrgang aus dem Betrieb des in Frankreich ausgebildeten Önologen Georgios Skouras, stellt den Sortentyp mit den floralen Aromen bestechend heraus, bringt aber auch die balancierende Säure mit, die bei französischen Weinen der Rebe oft ein Schwachpunkt ist - Einstiegsdroge in die faszinierende Welt der griechischen Weine, die viele Überraschungen bereit hält. Ein herrlich saftiger, mundfüllender, nicht zu alkoholstarker Wein, der festliche, etwas üppiger zubereitete Gerichte von Krustentieren bis zur gebratenen Pute angemessen begleitet und für 21 Mark sehr günstig kalkuliert ist.

Zu Gans oder Wild muss dann aber doch ein Rotwein her. Aus der Schweiz. Exotisch ist diese Wahl durchaus, bedenkt man, dass Schweizer Weine wegen ihrer hohen Preise auf dem deutschen Markt praktisch keine Rolle spielen. Billig ist auch der 1997er Le Tourmentin des hochmodernen Walliser Familienbetriebs Rouvinez nicht, aber der Wein ist jede der 34 Mark wert, die die Wein Compagny in Güterfelde, nahe der Autobahn-Ausfahrt Babelsberg, verlangt. Der Wein wird dominiert vom Spätburgunder und dessen fruchtig-eleganter Art, enthält aber noch drei weitere Rebsorten: Syrah und die ebenso würzigen Reben Humagne Noir und Cornalin, die es nur in der Schweiz gibt. Dies erdet ihn auf verführerische Weise, gibt ihm den vielbeschworenen Terroir-Charakter und läßt die Kombination auch mit etwas deftiger zubereiteten Fleischgerichten logisch erscheinen. Dirk Gießelmann, der Chef der Wein Compagny, fasst sich kurz: "Ein geiler Wein!" Bei seinem Weinstammtisch jeden Montag abend können sich Skeptiker von der Richtigkeit dieser Behauptung besonders gut überzeugen. (Priesterweg 1, Güterfelde, Telefon 03329/6036-0, Lieferung möglich).

Portwein hat in Deutschland nie eine große Rolle gespielt, weil immer nur die einfachsten Abfüllungen in die Regale kamen. Vintage Port, die stets nur aus einem Jahrgang stammende Spitzenqualität, ist eine ganz andere (und ziemlich teure) Angelegenheit. Doch wer sich einmal durch die vielschichtigen Aromen eines solchen Jahrgangsports gekostet hat, ist für die übliche Ware verloren. Unser Vorschlag: Der 1985er Colheita Reserva von J.W. Burmester. Streng genommen kein "echter" Vintage, denn die raren Colheitas liegen viel länger im Fass, manchmal Jahrzehnte lang, und sind deshalb früher voll aufgeschlossen. Dieser hier ist es, mit schöner Frucht, fast schon filigran in seiner subtilen Aromatik zwischen Vanille-Karamel und einem ganzen Korb von Trockenfrüchten. Skeptiker, die sich mit der Anschaffung einer halben Flasche tragen, seien auf die 96 Punkte verwiesen, die der Wine Spectator nicht vielen Ports aus diesem Jahrhundert verliehen hat: Die halbe ist verdammt schnell leer. Die ganze Flasche kostet angemessene 78 Mark, die halbe 39,50 bei der Weingalerie Kubin & Lindenblatt in der Sybelstraße 12 in Charlottenburg. Perfekt nach dem Gala-Menü, perfekt auch als Begleiter von Schokoladendesserts oder Blauschimmelkäsen wie Stilton oder Cantal.

Champagner müsste jetzt längst vom Markt verschwunden sein, wenn sich die Latrinenparolen cleverer Hersteller als wahr erwiesen hätten. Richtig ist in der Tat, dass bestimmte Luxusabfüllungen - Roederer Cristal, 90er Dom Perignon - kaum noch zu haben, geschweige denn zu bezahlen sind. Das richtet den Blick automatisch auf die große Zahl von weniger bekannten Produzenten, deren Spitzenprodukte zwar viel billliger sind als die legendenumwobenen Flaggschiffe, es qualitativ aber oft mit ihnen aufnehmen können. Dies gilt ganz sicher für die Sondercuvée, die die Firma Legras & Haas aus Chouilly unter dem Etikett Evenement 2000 Grand Cru abgefüllt hat. Aus all dem Murks, der im Namen des Millenniums produziert wurde, sticht dieser Klasse-Champagner weit hervor. Elegant, geradezu cremig am Gaumen, mit den typischen Brioche-Tönen in der Nase, weit entfernt von der mageren Säuerlichkeit vieler (nicht viel billigerer) Standard-Cuvees, die vielen Neulingen das Luxus-Getränk schnell wieder verleidet. Die Flasche kostet 58 Mark bei der Wein & Glas Compagnie in der Prinzregentenstraße 2 in Wilmersdorf. Und ist noch reichlich vorhanden - allerdings sicher nicht mehr lange.

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