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Berlin: Reisende im Abseits

Bahnhöfe und Flughäfen zeigten das Spiel nicht

Von Sandra Dassler

Jörg B. war am Mittwoch richtig sauer. Er hatte dienstlich in Berlin zu tun und sein Flugzeug zurück nach Süddeutschland sollte genau zu Beginn des Halbfinalspiels gegen die Türkei starten. Dann erfuhr er am Flughafen Tegel, dass die Maschine 45 Minuten Verspätung hatte. Prima, das reicht für eine Halbzeit, freute er sich. Und machte es sich mit vielen anderen Fußballfans vor dem Fernsehgerät im Abflugwarteraum bequem. Doch dort lief kein Fußball, sondern das Nachrichtenprogramm der Deutschen Welle. Umschalten ginge nicht, hieß es. Alle Proteste der Passagiere blieben ungehört.

„Das ist so“, sagt Flughafensprecher Eberhard Elie. „Wir haben einen Vertrag mit der Deutschen Welle, den können wir nicht ändern.“ Aber hätte man nicht wenigstens zum gestrigen Finale eine Lösung finden können? „Keine Ahnung, wie viel das gekostet hätte“, sagt der Sprecher und hat einen Trost: „Manche Fluglinien informierten die Passagiere an Bord. Bei Air Berlin zum Beispiel meldete sich der Kapitän mit dem aktuellen Spielstand.“

Auch Zigtausende Pendler, die wie jeden Sonntagabend gestern mit der Bahn zu ihren Arbeits- oder Studienorten reisten, erfuhren nur während der Fahrt, was sich auf dem Rasen tat. Die Zugbegleiter waren angewiesen, den Spielstand zur Halbzeit und am Schluss durchzugeben. Doch auf den Bahnhöfen der Hauptstadt gab es ebenfalls keine Übertragungen des Spiels. „Wir haben schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt eine Bahnsprecherin: „Die Menschenmassen vor den Bildschirmen haben alles verdreckt, Wege blockiert und wegen des Lärms konnte keiner mehr die Lautsprecherdurchsagen verstehen.“

Am besten hatten es noch die Autofahrer. Wer nicht nur hören, sondern auch sehen wollte, konnte an den Autobahnraststätten anhalten, die fast alle Fernsehgeräte laufen hatten. Ohne Verträge mit der Deutschen Welle. Sandra Dassler

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