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Berlin: Rekordkulisse

Türkiyemspor spielt vor 1300 Zuschauern – und verliert 1:4

Es kommt nicht häufig vor, dass ein Heimspiel von Türkiyemspor Berlin wegen großen Zuschauerandrangs verspätet angepfiffen werden muss. Gerade einmal 129 Fans waren im Schnitt bis zu diesem Wochenende zu den Spielen ins Kreuzberger Katzbach-Stadion gekommen. Keine andere Mannschaft der Fußball-Oberliga Nord- Nordost hatte bisher so wenige Besucher. Doch gestern war alles anders. Da blieb Schiedsrichter Prochnow keine Wahl: Er musste den Anpfiff um zehn Minuten verschieben. Es gab einfach zu viele Zuschauer, die das Spiel sehen wollten. Aber es war ja auch ein besonderes Spiel: Türkiyemspor gegen Babelsberg 03, der Tabellenvierte gegen den Spitzenreiter. So eine Partie zieht natürlich Fans an. 1300 Zuschauer kamen ins Stadion. Die Hälfte der Zuschauer unterstützte Babelsberg. Und diese Hälfte der Fans hatten nach dem Spiel Grund zum Jubeln. 4:1 (1:1) fertigte der Spitzenreiter die Gastgeber ab.

Erdal Keser hat nicht gejubelt. Der ehemalige türkische Nationalspieler und Bundesliga-Profi, der früher bei Borussia Dortmund unter Vertrag gestanden hatte, war gekommen, um die Kreuzberger zu unterstützen. Und eigentlich stand es ja nicht schlecht um die Gastgeber. Jedenfalls bis zum Anpfiff. Denn Türkiyemspor hatte seine vergangenen sechs Punktspiele gewonnen und gab sich entsprechend selbstbewusst. „Unser Ziel ist der Aufstieg in die Regionalliga", verkündete Vereins-Präsident Kadir Aslan.

Dazu muss die Mannschaft aber erst mal ihre Lücken in der Abwehr stopfen. Denn der Defensivbereich war die große Problemzone von Türkiyemspor. Durch Abwehrfehler kam Babelsberg immer wieder zu Torchancen - und erzielte in der 14. Minute das 1:0. Fünf Minuten später traf Michael Fuß mit einem Flachschuss aus 16 Metern zum Ausgleich. Für den 26-jährigen Stürmer war das bereits 19. Tor im 15. Saisonspiel.

In der Halbzeitpause waren die Türkiyemspor-Fans noch optimistisch. Sie hofften sogar noch bis zur 55. Minute auf den Führungstreffer ihrer Mannschaft. Doch dann verwandelte Patrick Moritz einen Freistoß zum 2:1 für Babelsberg.

Anschließend wurde das Spiel immer härter. Erst sah Türkiyemspor-Mittelfeldspieler Onur Güzer nach einem groben Foul die Rote Karte, kurz darauf musste der Babelsberger Davor Kraljevic vom Feld. Zudem zeigte der Schiedsrichter achtmal Gelb. In der Schlussphase hatten die Berliner Chancen zum Ausgleich, doch sie vergaben ihre Möglichkeiten. Stattdessen kam Babelsberg gegen die aufgerückte Türkiyemspor-Abwehr in der Nachspielzeit durch den eingewechselten Hendryk Lau und Moritz sogar noch zu zwei weiteren Toren.

Nach der 1:4-Niederlage ist der Aufstieg für die Kreuzberger in weite Ferne gerückt. „So viele Ausrutscher wird Babelsberg sich kaum noch erlauben, dass wir da noch herankommen", sagt Präsident Aslan. Türkiyem- Trainer Wolfgang Sandhowe dagegen sagte, dass er ohnehin nie vom Aufstieg gesprochen habe: „Wir wollten einen einstelligen Tabellenplatz erreichen, und das werden wir schaffen. Von dieser Niederlage geht unsere Welt nicht unter."

Auch Erdal Keser war zufrieden mit der Vorstellung der Berliner. „Das war ein gutes Spiel, Türkiyemspor hätte auch gewinnen können", sagte er. In Zukunft wird man Keser häufiger im Katzbach-Stadion sehen. Er sitzt im Aufsichtsrat des Hauptsponsors des Vereins und will „Türkiyemspor wieder nach oben bringen“.

Steffen Hudemann

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