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Rank und schlank. Der Giebel der Villa Calé in Zehlendorf.

© Thilo Rückeis

Religion und Denkmalschutz: Zehlendorfer Nackte wieder enthüllt

Katars Botschaft hat den Giebel der Villa Calé wieder freigelegt.

Gerade erst hübsch gemacht und schon wieder hinter Planen versteckt – das wechselhafte Schicksal der schönen Nackten im Giebel der Zehlendorfer Villa Calé war schon irritierend. Jahrelang sah sie, wie das Haus, ziemlich heruntergekommen aus. Das Emirat Katar hatte die denkmalgeschützte Villa in der Schützallee, Ecke Riemeisterstraße 1997 erst gekauft, dann ignoriert. Das Gerücht trat auf, dies liege einzig an der Nackten, an der sich die Oberen in dem streng muslimischen Staat störten. Und da dies aus der Botschaft nicht dementiert wurde, es ohnehin kaum möglich war, zu den Planungen irgendetwas zu erfahren, erschien dies manchem als einleuchtende Erklärung.

Nur vorübergehend war die schöne Nackte hinter den Flaggen Deutschlands und Katars verborgen.
Nur vorübergehend war die schöne Nackte hinter den Flaggen Deutschlands und Katars verborgen.

© Kai-Uwe Heinrich

Dann tauchte plötzlich ein Schild auf, das eine Renovierung des Gebäudes und seine künftige Nutzung als Gästehaus der Botschaft ankündigte. Und innerhalb der vergangenen zwei Jahre wurde tatsächlich renoviert und restauriert - und zwar aufs Allerfeinste. Sogar der blanke Busen wurde mit Sorgfalt behandelt und auch das Grundstück wieder überaus repräsentativ hergerichtet. Der heute weitgehend vergessene Verleger Franz Calé, der die Villa zwischen 1904 und 1907 errichten ließ, wäre sicher sehr zufrieden.

Alles schien in bester Ordnung, bis kurz nach Fertigstellung des nun als Kulturinstitut "Diwan" vorgesehenen Hauses die Nackte wieder hinter einer Plane verschwand. Die zeigte die katarische und die deutsche Flagge ineinander verschränkt, war aber, nicht, wie vermutet wurde, als Sichtschutz gedacht, sondern als Werbung für das gemeinsame Kulturjahr der beiden Staaten, so versicherte Botschafter Saoud bin Abdulrahman al Thani noch im Juni im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Und tatsächlich, wer jetzt am Haus vorbeikommt, schaut und staunt: Das Haus ist wieder in seiner ganzen Pracht zur Bewunderung freigegeben – einschließlich Busen.

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