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Berlin: Rendezvous mit drei Engeln

Himmlische Abenteuer und irdische Genüsse: Im Sony-Center feierten 1600 Gäste die Filmpremiere des zweiten Teils von „Charlie’s Angels“

Nur ein roter Teppich? Reicht das heute? Nächste Woche, wenn der Terminator hier vor dem Cinestar am Potsdamer Platz aufmarschiert, ist die Farbe des Blutes genau richtig. Aber an diesem Abend, mit gleich drei Engeln als Hauptfiguren, sollte die Auslegware da nicht eher gülden oder zumindest himmelblau sein? Nun, es scheint von den Premierengästen keinen wirklich zu stören. Und die VIPs unter ihnen sind auch viel zu beschäftigt, um den Blick nach unten zu richten, müssen statt dessenunentwegt in Kameraaugen strahlen, Interviews und Autogramme geben – was schert einen da der Teppich? Den Frank Zander jedenfalls nicht, den Atze Brauner auch nicht, nicht Katarina Witt, nicht Jasmin Tabatabai und auch nicht Sandra Maischberger, die es ohnenhin sehr eilig hat, hineinzukommen. Und Drew Barrymore, Cameron Diaz und Lucy Liu, die „Drei Engel für Charlie“, schweben sowieso, vom Jubel beflügelt, mehrere Zentimeter über dem Boden, als sie kurz vor acht vor dem Kino eintreffen.

Vergessen sind da die Fragen, die ihr Erscheinen nachmittags, bei der ersten Begegnung, aufwarf. Beunruhigende Fragen. Denn wie verhält man sich in solcher Lage ebenso stilvoll wie korrekt? Fünf Männer begrüßen drei Engel – oder umgekehrt. Soweit die Situation, aber wie genau läuft das ab? Begrüßt man sich per Handschlag, sind das schon fünf mal drei Arme über Kreuz. Sodann das wechselseitige sich einander Vorstellen. Geht alles von der Interviewzeit ab: 20 Minuten, minus shake hands. Andererseits, nicht immer ist es einem vergönnt, drei Engeln nacheinander kreuzweise die Hand zu reichen. Und so gibt es eben zu Anfang ein Gewirr von Armen und Händen, nicht frei von komischen Anflügen.

Macht aber nichts, dass die Zeit nun noch knapper wird. Die Vorstellung hat ja längst begonnen, gleich als die Engel – forsch vorneweg Drew, danach Cameron und zuletzt Lucy – den Raum im Four Seasons betraten. Ein Kichern, Scherzen, Lachen erfüllt plötzlich das Zimmer, als wäre eine Horde Schulmädchen hereingebrochen, begierig, den Jungs mal so richtig zu zeigen, was Girlie Power ist. Dann wechselt es plötzlich zur schwesterlichen Vertrautheit guter Freundinnen, die gemeinsam allerhand Abenteuer erlebt haben und davon auch gern erzählen wollen – aber nur nicht zu viel, nichts, was sie zuvor auf immer und ewig zu ihrem Geheimnis erklärt haben.

Abenteuer. Ein treffliches Wort, wenn es um „Drei Engel für Charlie“ geht. Cameron Diaz lässt es beiläufig fallen, als sie all die Dinge aufzählt, die ihr Wesen ausmachen – ein aus der Männerrunde erbetenes Kurzporträt der eigenen Person. Übrigens isst sie auch gern, liebt besonders gesundes Essen, das wird sie später noch einmal in die Runde werfen und dazu auf ihren Bauch klatschen. Da dort ein Streifen Haut frei liegt, gibt das ein ausgesprochen erfreuliches Geräusch.

Warum man sich den neuen Film ansehen sollte? Ist natürlich nicht ganz fair, diese Frage, aber Drew Barrymore federt sie mühelos ab, schwärmt davon, welchen Spaß sie allein auf dem Set hatte, die Arbeit mit den Freundinnen, die Action, die Comedy, die Musicalszenen … Fünf Filme hätte sie sonst drehen müssen, um das alles zu bekommen. Ohnehin ist sie in dieser Runde die Wortführerin, aber das mag Zufall sein, und nachher, in der nächsten Runde, sieht es schon wieder anders aus. Da wird vielleicht Cameron Diaz, die diesmal den blonden Knallfrosch gibt, das Wort führen, oder die stille Lucy Liu, jetzt noch ganz das geheimnisvolle Sensibelchen.

Die nahe liegende Frage jedenfalls, ob Drew als einer der Engel und zugleich Produzentin des Films in der himmlischen Mädchenrunde sozusagen der Erzengel war, wird energisch verneint. Sie würde sich in so einer Rolle nicht wohlfühlen, versichert Drew. Die anderen schieben gleich ein paar Nettigkeiten hinterher, für die sie sich artig bedankt, als hätte sie dies nicht schon zigmal gehört.

Sorgen, sie könnten sich durch ihre Blockbuster-Rollen festlegen, von Produzenten kleiner, doch ambitionierter Filme nicht mehr wahrgenommen werden, machen sie sich nicht. Gerade den Wechsel zwischen einem kleinen und einem „Engel“-Film sollte eine Schauspielerin beherrschen, sagt Lucy.

Und da sind die 20 Minuten auch schon zu Ende, und die Antwort auf die letzte Frage, wie sie selbst es denn so mit Himmlischem hielten, kann nur noch ganz schnell, Engel für Engel, abgespult werden. Husch, geht es raus, dem nächsten Interview entgegen. Fürs Händeschütteln bleibt keine Zeit.

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