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Berlin: Renovierung im Dschungel

Das Tropenhaus im Botanischen Garten soll runderneuert werden. Baubeginn eventuell im Sommer 2006. Der Hauptausschuss stimmte zu

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die meisten Besucher des Botanischen Gartens finden das große Tropenhaus toll. Ein Dschungel unter Glas mit Palmen, Lianen und Riesenbambus, in dem sogar ein kleiner Wasserfall plätschert. Gleich nebenan, im Victoria-Haus, schwimmen Riesen-Seerosen mit Blättern, die zwei Meter groß werden können. Ein exotisches Idyll im Süden Berlins seit fast 100 Jahren. Aber schon seit Jahren tropft Regenwasser durch, und es zieht. Die uralte Heizung verschlingt unglaublich viel Strom. Im März wären beinahe einige 400-Watt-Lampen aus 23 Meter Höhe abgestürzt. Beide Häuser müssen von Grund auf saniert werden.

Das wird richtig teuer. Das spröde gewordene Acrylglas muss ausgewechselt werden. Die Verstrebungen sind teilweise verrostet und verzogen. Heizung und Belüftung, Beleuchtung und Berieselung sollen durch neue, elektronisch geregelte Anlagen komplett ersetzt werden. Auf diese Weise ließe sich viel Energie sparen. Das 60 Meter lange Tropenhaus könnte dann wirtschaftlicher betrieben werden. Den wertvollen empfindlichen Pflanzen käme die neue Technik natürlich auch zugute.

Auf 13 Millionen Euro wurden die Gesamtkosten bisher veranschlagt. Peter Kunze, der die Technische Abteilung der Freien Universität (FU) leitet, rechnet allerdings mit einer noch höheren Summe. Der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses hat sich gestern Abend mit dem Thema befasst und zu den kostspieligen Sanierungsvorhaben sein Einverständnis gegeben. Das Parlament musste nämlich zustimmen, dass die FU – als Hausherr des Botanischen Gartens – die Bauträgerschaft übernimmt. Und damit auch die Verantwortung für die Finanzierung des Projekts.

Die Lottostiftung Berlin hat sich schon grundsätzlich bereit erklärt, zwei Millionen Euro für die Sanierung der beiden Gewächshäuser beizusteuern. Außerdem wurde das Vorhaben bei der Hochschulbauförderung des Bundes angemeldet. Die Gelder könnten ab 2005 fließen. Dritte Finanzierungsquelle ist das Umweltförderprogramm des Senats, das teilweise aus EU-Mitteln finanziert wird.

Die Mitfinanzierung aus Brüssel engt den Zeitrahmen für die Sanierung ein. Bis Ende 2008 müssten alle Baumaßnahmen abgerechnet sein. Im Sommer 2006, so die Sprecherin des Botanischen Gartens, Brigitte Zimmer, könnten die Arbeiten beginnen. An eine zweijährige Schließung des Tropenhauses mag sie nicht denken. Auch nicht an die armen Pflanzen, „die möglichst nicht leiden sollen“. Mit Verlusten sei wohl zu rechnen. Die haushohen Palmen kann man ja nicht einfach umtopfen. Jetzt, da der Hauptausschuss das teure Projekt als „hochschuleigene Baumaßnahme“ zugelassen hat, wird ein Architekt ausgesucht. Und der macht einen Plan für die Dschungelsanierung.

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