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Berlin: Rent a bag

Wer keine vierstellige Summe für eine Designer-Handtasche übrig hat, der kann sein Lieblingsstück jetzt leihen – und nächste Saison ein anderes

Frauen sind manchmal gar nicht nett zueinander, besonders, wenn es um Mode geht. Die Erfahrung hat auch Maike Senger beim Weggehen schon öfters gemacht. „Letzten Urlaub wohl in der Türkei verbracht“ – solche Gemeinheiten würden hinter dem Rücken von Frauen getuschelt, an deren Handgelenk eine Tasche hängt, die offenkundig gefälscht ist.

Aber eine Designertasche von Firmen wie Dior, Hermes oder Louis Vuitton kann nun einmal mehrere tausend Euro kosten. „Und es fühlt sich viel toller an, das Original zu haben“, sagt Maike Senger, die mit 15 ihre erste Louis-Vuitton-Tasche bekam, nachdem sie lange genug ihre Mutter genervt hatte, die ihre eigene Tasche nicht rausrücken wollte. Und selbst wer das Geld übrig habe, stehe vor dem Problem, dass eine Tasche in der nächsten Saison oft überhaupt nicht mehr gefragt sei, sagt Senger. Bekanntes Beispiel seien die von Murakami entworfenen schwarzen und weißen Louis-Vuitton-Taschen mit den bunten Logos – zunächst so hochgejubelt, dass es angeblich lange Wartelisten gab, kurze Zeit darauf dank billiger Fälschungen epidemisch auf den Straßen verbreitet. Und letztes Jahr seien es die Vuitton-Taschen mit Kirschaufdruck gewesen, die jede haben wollte und heute keine mehr trägt.

In den USA wurden solche Probleme modebewusster Frauen schon vor Jahren angegangen. Dort kann man Luxusaccessoires über das Internet abonnieren. Maike Senger las darüber in einer Frauenzeitschrift und wollte sich eine Tasche nach Deutschland schicken lassen. Die Firma lehnte ab – nach Deutschland versende sie nicht. „Da hab ich mir gedacht: Wenn ich das toll finde, dann finden das bestimmt auch ganz viele andere Frauen toll.“ Und so kam Senger die Idee für „Luxusbabe": Seit einem Monat bietet die 26-Jährige BWL-Studentin aus Charlottenburg Abonnements für Luxushandtaschen an.

Je nachdem, welches Abo man abschließt, stehen insgesamt 60 Taschen zur Auswahl. Es gibt die Preiskategorien „Babe“ (29 Euro), „Glamourbabe“ (49 Euro) und „Luxusbabe“ (79 Euro). Das ausgewählte Stück schickt Senger dann per Post zu.

Die Handtaschen kauft Senger bei einem Großhändler in Italien. Um sich über die Trends auf dem Laufenden zu halten, studiert Maike Senger die einschlägigen Frauenzeitschriften und surft in Frauenforen, in denen über Trends diskutiert wird. „Die Taschen, mit denen Prominente wie Paris Hilton in den Zeitschriften auftauchen, wollen dann alle haben.“ Zurzeit seien die „Gaucho-Bag“ von Dior und die „Spy-Bag“ von Fendi sehr angesagt.

Die meisten Frauen, die eine Tasche abonnieren, würden für sich behalten, dass die Tasche nicht ihre eigene ist, vermutet Senger. „Der besten Freundin werden sie es vielleicht erzählen.“ Die Verbreitung ihrer Idee über Mundpropaganda, sagt Maike Senger und lacht, dürfte also eher schwierig werden.

UPDATE, 13.11.2012: Den Taschenverleih im Internet gibt es inzwischen nicht mehr.

Lisa Zimmermann

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