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Berlin: Resonanz unbefriedigend - keine neuen Mitglieder geworben

Wie viele Modemacher gibt es in Berlin? Die Branche ist bekannt für ihre Fluktuation; manche Labels können sich nicht halten, andere sind erst im Aufbau oder arbeiten in sehr kleinem Rahmen, wieder andere orientieren sich nach außen und legen wenig Wert darauf, überhaupt mit Berlin in Verbindung gebracht zu werden.

Von Susanna Nieder

Wie viele Modemacher gibt es in Berlin? Die Branche ist bekannt für ihre Fluktuation; manche Labels können sich nicht halten, andere sind erst im Aufbau oder arbeiten in sehr kleinem Rahmen, wieder andere orientieren sich nach außen und legen wenig Wert darauf, überhaupt mit Berlin in Verbindung gebracht zu werden.

In jedem Fall repräsentieren die 17 Mitglieder des Verbandes Berliner Createure (VBC) nur einen Bruchteil der hiesigen Modeszene. Bei der Gründung vor knapp zwei Jahren hatte man sich einen erheblich größeren Zulauf erhofft, doch Individualistinnen wie Anette Petermann zeigten ebenso wenig Interesse an einer Mitgliedschaft wie die "szenigeren" Labels Thatchers oder NIX Design. Seit der letzten Saison hat der Verband sogar drei Mitglieder verloren (Momo, Udo Neumann und Ultramarin); Torsten Amft tritt überhaupt nicht in Erscheinung, Respectmen, Tim Giesecke und quasi moda zeigen keine Schau während der dritten Createurewoche. Die erhoffte Publizität ist bisher ausgeblieben, auch wenn die Geschäfte, wie man hört, gut gehen, und die Schauen, die von elf Mitgliedern gezeigt wurden, weitgehend ausgebucht waren.

Am Donnerstag zeigte Olaf Fechner wie immer überraschende Pelzkreationen. Bei ihm wirkt Pelz jugendlich, modisch, leger; besonders auffallend waren diesmal Lammfelle, die einen hauchdünn geschoren und honigfarben oder moosgrün gefärbt, die anderen länger, in Knallrot und auf der Lederseite mit wippenden, violetten Silberfuchsstreifen besetzt. Nardini Collection präsentierte sich bunt und verspielt mit leuchtender Organza und Dupionseide in Gelb-Orange, sattem Rot, Flieder und mit Rüschen, kleinen Strassapplikationen, Spitzenborten garniert. Sportlich geschnittene Jacken und Hosen waren daneben ebenso vertreten wie die Klassiker Schwarz und Weiß.

Zum erstenmal präsentierten sich die Createure im Stilwerk en suite an einem Ort. In der zweiten Hälfte des ersten Abends zeigten Paltó und Rodan Lederdesign. Paltó liegt jetzt, wo die 80er wieder zurückkommen, mit seinen Schulterpolstern, ausladend geschwungenen Kragen und zum Prunk neigenden Stoffen voll im Trend. Das silberne Steppjäckchen wäre für Erbinnen aus Dallas oder Denver gerade gut genug.

Man fragt sich, wie es mit dem VBC weitergehen wird. Der Mode in Berlin ein Forum zu schaffen, auch eins unter mehreren, ist nach wie vor ein ehrenwertes Unterfangen, und sicherlich ist es schwer, sehr unterschiedliche Labels unter einen Hut zu bringen. Wenn etwa Rodan ein Pressefoto verschickt, auf dem eine Frau in Leder auf blankem Hintern die Aufschrift "EX" trägt, und das Ganze soll das Modell "EX-PO" sein, ist damit die untere Geschmacksgrenze des gesamten Verbandes bestimmt. Trotz aller Widrigkeiten zeigen sich die meisten Mitglieder zum Weitermachen entschlossen. Man kommt nicht umhin, ihnen dafür Respekt zu zollen.

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