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Mutig: Die Rechtsanwältin Seyran Ates setzt sich für zwangsverheiratete Muslime in Deutschland ein und bekommt immer wieder Todesdrohungen.

© dpa

Respektpreis 2012: Ates vertritt Kardinal Woelki

Die Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ates wurde vom Bündnis gegen Homophobie mit dem Respektpreis 2012 ausgezeichnet. Es ist der Preis, den der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki im Vorfeld abgelehnt hatte.

Eine Rede hatte Seyran Ates nicht lange vorbereiten müssen. In ihrer Streitschrift „Der Islam braucht eine sexuelle Revolution“ hat sie bereits viele Aspekte des Umgangs mit Homosexualität im Islam angeprangert. Für ihre offene und kritische Auseinandersetzung ist die Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin am Dienstag mit dem Respektpreis des Bündnisses gegen Homophobie ausgezeichnet worden. Damit werde Ates’ Engagement für eine „sexuelle Revolution in muslimischen Communitys" gewürdigt, erklärte Katayun Pirdawari vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD). In Ates, die wegen ihres Einsatzes für zwangsverheiratete Homosexuelle in Deutschland regelmäßig angefeindet wird und sich Gefahren aussetzt, hat das Bündnis eine würdige Preisträgerin gefunden. Darüber waren sich alle Anwesenden einig. Und dennoch stand im Raum, dass der ursprünglich ebenfalls nominierte Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki zuvor seine Nominierung ausgeschlagen hatte. „Wir hätten uns sehr gefreut, den Erzbischof heute hier begrüßen zu können“, sagte Danilo Höpfner vom Bündnis gegen Homophobie. Als erste hochrangige Persönlichkeit der Katholischen Kirche habe Rainer Maria Woelki den Dialog mit Vertretern der lesbischen und schwulen Gemeinschaft aufgenommen.

Dass Kardinal Woelki die Nominierung abgelehnt hat, schade dem Ansehen des Preises, sagte hingegen der katholische Theologe und Publizist David Berger. Er und die Kabarettistin Gabi Decker waren ebenfalls nominiert worden. Berger hatte sich zuletzt für die Abschaltung des katholischen Internetportals „kreuz.net“ eingesetzt. Dennoch würdigte auch er die Preisträgerin. „Ich freue mich, dass mit Seyran Ates jemand ausgezeichnet wurde, der den Preis auch wirklich verdient hat“, sagte Berger nach der Preisverleihung. Rainer Maria Woelki hatte die Nominierung mit der Begründung abgelehnt, dass für ihn als katholischer Christ die Achtung aller Menschen selbstverständlich sei. Für Selbstverständlichkeiten wolle er sich nicht auszeichnen lassen, hatte er der Nachrichtenagentur KNA gesagt.

Dem 2009 gegründeten Bündnis gehören mittlerweile mehr als 70 Unternehmen und Verbände an, der Respektpreis wurde zum ersten Mal an eine Einzelperson verliehen.

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