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Berlin: Rolle rückwärts in die Siebziger

Wo der Punker Rollschuh fährt: Im Kreuzberger Club SO 36 ist heute Roller Skate Disko

Licht aus, Rollschuhe an. Mit dicken Gummirollen und Plastikklotz als Stopper zurück in die Zeit von Föhnfrisur, knallbunten Leggins und Schulterpolstern. Als Rocky zum ersten Mal kämpfte und ABBA aus den Lautsprechern trällerte, als Knight Rider David Hasselhoff böse Jungs jagte und die Musik in der U-Bahn von Musikkassetten aus riesigen Walkmen kam. Am heutigen Freitag schickt der Kreuzberger Club SO 36 die Berliner zurück zu Hippies, Poppern und Punks, zurück in die 70er und 80er. Stilecht mit einer Rollschuhdisko.

Wo sonst Rockbands um die Wette brüllen, rollen heute Abend Punks mit bunt gefärbten Haaren und Lederjacken neben 50-jährigen Pärchen über den Fußboden. Inline-Skater sausen durch die Lücken, die Rollschuhszene der Stadt tummelt sich um das DJ-Pult mitten im Saal. Die Angeber liefern sich Rennen, die Anfänger eiern vorsichtig herum. Wer keine Rollschuhe hat, sitzt an der Bar. Skateboarder dürfen nicht fahren – zu gefährlich.

Schuld, dass Berlin die schillernde Rollschuh-Vergangenheit eingeholt hat, ist Yvonne Ducksworth. Eigentlich liefert sich die 30-Jährige mit ihrem Rollerderby-Team „Berlin Bombshells“ auf einer Rundbahn actionreiche Duelle mit anderen Mannschaften. Im vergangenen Jahr kam der gebürtigen Kanadierin die Idee zur Rollerdisko, die sie aus ihrer Heimat kannte. Chris Chohan vom SO 36 war von der ersten so angetan, dass er die Party nun einmal im Monat wiederholt. Unfälle gab es trotz des oftmals hohen Tempos bisher noch keine.

Bei der Rollschuhdisko geht fast alles, was auch in normalen Diskos möglich ist. Tanzen, trinken, flirten. Und damit es mit dem Mädchen klappt, das einen in ständiger Nichtbeachtung überholt, gibt Ducksworth gleich noch Flirttipps: „Sich unsicher geben oder fallen lassen, da gibt’s dann schnell Hilfe.“ Oder mit den Fahrkünsten beeindrucken, das wäre eine andere Art des Speed-Dating. Ducksworth und Chohan helfen auch bei der Wahl der richtigen Kleidung aus: Leotards mit langen Ringelstrümpfen, Miniröcke und Leggins mit Stulpen für die Damen, Stretch-Jeans und Stirnbänder für die Jungs. Und bunt muss es sein, am besten noch mit Dauerwelle und Vokuhila im Haar.

Wer keine Rollschuhe hat, kann für drei Euro pro Stunde welche leihen. Weil nur 50 Paar da sind, empfiehlt Chohan das Mitbringen eigener Schuhe, um Warten zu vermeiden. Die Veranstalter suchen nun einen professionellen Verleih. Bislang kaufen sie Skates auf Flohmärkten und im Internet und reparieren sie.

Roller Skate Disko im SO36, 18. Juni, 22 Uhr, Eintritt 5 Euro, mit eigenen Skates 3 Euro, Infos: www.so36.de, www.myspace.com/rollerdisko

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