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Berlin: Rollstuhlfahrer starb nach Sturz von Bahnsteig Unglück am Alexanderplatz führte zu Zugausfällen

Ein 49-jähriger Mann ist am Dienstag am Bahnhof Alexanderplatz mit seinem Rollstuhl ins Gleisbett gestürzt und von einem Zug überfahren worden. Der Lokführer und eine Zeugin wurden mit einem Schock ins Krankenhaus gebracht, der Regionalbahnhof wurde für mehr als eine Stunde geräumt.

Ein 49-jähriger Mann ist am Dienstag am Bahnhof Alexanderplatz mit seinem Rollstuhl ins Gleisbett gestürzt und von einem Zug überfahren worden. Der Lokführer und eine Zeugin wurden mit einem Schock ins Krankenhaus gebracht, der Regionalbahnhof wurde für mehr als eine Stunde geräumt. Nach dem Unglück um 8.54 Uhr wurden die beiden Regional- und Fernbahngleise eine Stunde lang gesperrt; nur die S-Bahn fuhr noch. Kurz vor zehn Uhr wurde das Gegengleis wieder freigegeben, um 10.11 Uhr auch das Unfallgleis. Mehr als 100 Züge waren nach Auskunft der Bahn verspätet, etwa 15 wurden umgeleitet, einige fielen aus.

Die Polizei schließt einen Suizid des Opfers nicht aus, aber nach bisherigen Vermutungen handelt es sich um einen tragischen Unfall. Eine Zeugin habe gesehen, wie der Rollstuhlfahrer vor der Einfahrt des Zuges am Gleis 1 wendete, wohl um rückwärts in den Waggon fahren zu können. Dabei stürzte er ab. Zwei bislang unbekannte Reisende, die das Geschehen beobachtet hatten, sprangen ins Gleisbett und versuchten, den Mann von den Schienen zu heben. In diesem Moment fuhr der Regionalexpress RE 7 in Richtung Wünsdorf ein, so dass die beiden Helfer zurück auf den Bahnsteig kletterten, um ihr eigenes Leben zu retten. Die Polizei sucht sie jetzt als Zeugen.

Weil der Bahnhof sich hinter einer langgezogenen Gleiskurve befindet und das Unglück ganz am Anfang des Bahnsteiges geschah, hatte der Lokführer ohne Vorwarnung keine Chance, rechtzeitig zu bremsen. Eine Warnung ist theoretisch möglich, sofern noch genug Zeit bleibt. Nach Auskunft eines Bahnsprechers können Lokführer mit einem „Nothaltauftrag“ vom Fahrdienstleiter gestoppt werden, sofern die Information rechtzeitig in der Sicherheitszentrale der Bahn am Ostbahnhof und anschließend im Stellwerk eintrifft. Nach Auskunft der Bahn hat jedoch kein Passagier, sondern erst die nach dem Unglück eintreffende Feuerwehr die Notrufsäule auf dem Bahnsteig am Alex betätigt. Und auf den Bildausschnitten der Überwachungskameras sieht ein Bahnmitarbeiter das Drama gar nicht unbedingt.

Nach Auskunft des Bahnsprechers hat die Polizei die Videos gesichert – wobei unklar war, ob überhaupt eine Kamera das Geschehen knapp außerhalb der Bahnhofshalle erfasst hat.

Der Landesbeauftragte für Behinderte, Jürgen Schneider, sagte, dass auf manchen Bahnhöfen die Manövrierflächen für Rollstuhlfahrer knapp seien. Das betreffe aber eher die Umgebung der Aufzüge. Unfälle wie der am Alexanderplatz seien ihm nicht bekannt. „Nach unserer Erfahrung sind die Gefahren für Blinde und Sehbehinderte noch größer – zumindest an den Bahnhöfen, an denen es noch keine Riffelplatten zur Orientierung gibt.“ Tanja Buntrock / Stefan Jacobs

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