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Berlin: Rote sind noch rar

Die Erdbeeren haben unter dem Frost Anfang Mai gelitten. Am Freitag startete in der Region die Saison – für geduldige Sammler

Potsdam – Die Erdbeeren lassen sich in diesem Jahr Zeit. Mindestens zwei Wochen hängt die Natur hinter ihrem normalen Zeitplan zurück. Vor allem die Frostnächte Anfang Mai mit Temperaturen bis minus fünf Grad Celsius am Erdboden haben den zarten Erdbeerpflanzen zugesetzt. Sogar der gestrige Auftakt der Obst- und Gemüseernte schien gefährdet. „Wir haben mit viel Mühe einige Kilo Erdbeeren auf den Feldern gefunden“, sagte Gerd Neumann vom Obstbaubetrieb am Rande von Potsdam. „Auf 30 Prozent schätzen wir den Ausfall, bei Äpfeln sieht es noch schlimmer aus. Da herrscht so wie bei den meisten Brandenburger Obstbauern Totalausfall.“

Dennoch werden auch in Neumanns Erntegarten an der B 273 ab sofort die Tore zu den Plantagen für Selbstpflücker geöffnet. Die Kunden müssten dann eben ein wenig mehr als sonst suchen und sich länger für einen Korb bücken, sagte der Chef. Ein Kilogramm selbst gepflückter Erdbeeren kostet derzeit 3,50 Euro, der Hofladen verlangt dafür sechs Euro.

„Wir Bauern müssen zwar immer über das Wetter und andere Probleme klagen“, gab der Chef der Brandenburger Obstbauern, Manfred Kleinert, zu. „Aber diesmal bangen wir nach den Frostschäden wirklich um die Existenz ganzer Betriebe.“ Die Äpfel und Süßkirschen seien zu rund 80 Prozent erfroren, bei Pflaumen hätten die Betriebe 76 Prozent verloren. Bei insgesamt 40 Betrieben würden sich die Gesamtschäden auf bislang 12 Millionen Euro belaufen. Besonders betroffen sei der Betrieb in Markendorf am Rande von Frankfurt (Oder). In diesem alten Apfelanbaugebiet haben Minustemperaturen von bis zu minus sieben Grad Celsius am 5. Mai rund 95 Prozent aller Apfelbäume geschädigt. Für 36 Festangestellte und rund 500 Saisonkräfte suchen die Betriebe nun eine Lösung.

In Kleinerts eigenem Betrieb müssen die sechs Angestellten vermutlich in Kurzarbeit gehen. Für die Bezahlung fehlt das Geld, obwohl gerade jetzt jeder Helfer auf den Plantagen gebraucht wird. Denn die Bäume stecken nach der Blüte ihre ganz Kraft in die Äste, die nun für eine gute Ernte 2012 zurückgeschnitten werden müssten. Gerd Neumann überlegt derzeit die Ausgabe von Schuldscheinen an seine Beschäftigen, die er nach der Ernte einlösen will. Agrarminister Jörg Vogelsänger versprach den Obstbauern gestern keine Extra-Hilfsprogramme. „Diese wären ohnehin nur mithilfe des Bundes zu schnüren“, sagte er.

Gute Nachrichten gab es gestern dafür von den Spargelbauern: Sie werden durch die warmen Temperaturen der letzten Wochen wohl eine Rekordernte einfahren. „Dank der Erdhügel und der Folien hat der Frost unseren Pflanzen überhaupt nichts ausgemacht“, hieß es am Spargelhof in Klaistow.

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