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Berlin: Rote Welle

VON TAG ZU TAG Von Ingo Bach Sie als Autofahrer kennen das: Der Chef wartet nur noch fünf Minuten auf Sie, danach bekommt Ihr Konkurrent den Job. Oder die erste Verabredung: nach einer Viertelstunde Wartezeit auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

VON TAG ZU TAG

Von Ingo Bach

Sie als Autofahrer kennen das: Der Chef wartet nur noch fünf Minuten auf Sie, danach bekommt Ihr Konkurrent den Job. Oder die erste Verabredung: nach einer Viertelstunde Wartezeit auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Und Sie stehen vor einer Ampel, die höhnisch-rot grinst. Endlich grün, Sie treten aufs Gas – und gleich wieder auf die Bremse, weil die nächste Ampel auf Rot springt. Sie krallen sich ans Lenkrad und an den Gedanken, dass das alles einen tieferen Sinn hat. Doch meistens liegt der Fehler einfach nur im System. In der Angst der Ampelprogrammierer zum Beispiel, ein zu schneller Verkehrsfluss erhöhe die Unfallgefahr.

Diese Vorsicht bremst auch die Verkehrsverwaltung, die Berlins Ampeln privatisieren soll und dabei über eine rote Welle ruckelt, die dem zähen Verkehr nicht nachsteht. Der Idee zur Privatisierung folgte die Debatte: anderthalb Jahre Rot. Dann die Ausschreibung der Ausschreibung. Wieder warten, schließlich sei das Vorhaben in Europa beispiellos, da überlasse man die eigentliche Ausschreibung lieber einem Profi. Der soll Ende kommender Woche feststehen. Gas – und Bremse. Denn um die Kriterien für Investoren zu definieren, wird noch ein Jahr nötig sein. Anfang 2003, so hofft man, schaltet die Privatisierung endlich auf Grün – nach dreieinhalb Jahren Stop and Go. Wer so oft anfährt und wieder bremst, verbraucht nicht nur unnötig Energie. Vielleicht sind zum Schluss auch die Investoren auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

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