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Die Flugroutengegner geben nicht auf.

© dpa

Routenplanung zu wenig geprüft?: Bürgerinitiative wirft Flugsicherung Tricks vor

Die Friedrichshagener Bürgerinitiative wirft der Deutschen Flugsicherung vor, mit falschen Zahlen bei der Routenplanung zu arbeiten und dem Bundesaufsichtsamt alternativlose Vorschläge eingereicht zu haben.

Vor der nächsten Sitzung der Schönefelder Fluglärmkommission am kommenden Montag hat die Friedrichshagener Bürgerinitiative (FBI), die sich gegen das Überfliegen des Müggelsees wehrt, der Deutschen Flugsicherung (DFS) am Freitag vorgeworfen, mit falschen Zahlen bei der Routenplanung zu arbeiten. Außerdem sollen die dem Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung zur Genehmigung eingereichten Unterlagen so verfasst sein, dass keine Alternative zu den DFS-Vorschlägen mehr möglich sei, sagte Ralf Müller von der Bürgerinitiative.

Die Flugsicherung regierte am Abend irritiert. "Die Vorwürfe der Initiative sind in keiner Weise für uns nachvollziehbar" sagte eine Sprecherin. "Wir folgen bei der Routenfindung dem gesetzlichen Auftrag, den Flugverkehr so sicher wie möglich abzuwickeln mit so geringer Belastung für die Bürger wie möglich."

Müller wirft der Flugsicherung zudem vor, die Müggelseeroute schon lange vor der Veröffentlichung konzipiert und die Anwohner so getäuscht zu haben. Dabei habe die DFS bei einer vergleichbaren Siedlungsstruktur westlich vom Flughafen eine Route abgelehnt, die sie im Osten den Bewohnern unter ähnlichen Bedingungen aber zumute. Hans Behrbohm von der FBI ergänzte, auch die gesundheitlichen Risiken für die vom Überflug betroffenen Menschen seien nicht untersucht worden. Dies sei „unfassbar“ angesichts der Größe des Projekts.

Die Müggelseeroute sei dabei das Tor für ganz Berlin, weil Flugzeuge, die bei Ostwind zunächst Richtung Osten starten und ihr Ziel im Westen haben, über dem Müggelsee nach Westen abdrehten und dann im „Tiefflug“ über das Stadtgebiet flögen, sagte Müller. Die Piloten dürfen die vorgegebene Startroute verlassen, wenn die Maschine eine Höhe von 1,5 Kilometern erreicht hat. Über dem Müggelsee sollen sie nach den Vorgaben der Flugsicherung mindestens in einer Höhe von rund einem Kilometer fliegen.

Auf solche Angaben der Flugsicherung könne man sich aber nicht verlassen, sagte Berthold Fuld von der Bundesvereinigung gegen Fluglärm. Am Flughafen Frankfurt (Main) habe die DFS zum Beispiel die Anflughöhe über Wiesbaden mit 2400 Meter angegeben, in der Praxis gingen die Piloten aber bis auf 900 Meter herunter.

Müller kündigte ferner an, Dienstaufsichtsbeschwerden einzureichen, falls die FBI weiter keine Antworten auf ihre Fragen von der DFS erhalten sollte. So sei ungeklärt, ob bei den Flugverläufen, die die Flugsicherung im Internet veröffentlicht, Flüge über dem Müggelsee nicht registriert worden seien.

Seit 19 Wochen gibt es in Friedrichshagen montags Demonstrationen gegen das Überfliegen des Müggelsees. Am 19. November ist zusammen mit anderen Initiativen eine Großdemo in Berlin vorgesehen, die vom Potsdamer Platz zum Kanzleramt führen soll. Beginn ist um 14 Uhr. Demonstriert wird gegen die geplanten Routen und für ein Nachtflugverbot von 22 Uhr bis 6 Uhr. Das Bundesverwaltungsgericht hat Flüge bis 0 Uhr und bereits von 5 Uhr an zugelassen.

Die Richter müssen sich weiter mit dem Flughafen beschäftigen. Kleinmachnow hat jetzt bekräftigt, an der Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss von 2004 zum Flughafenausbau festzuhalten. (mit dapd)

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