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Die Queen und Prinz Philip, hier während der Horseguards Parade in London am 21. Oktober 2014, kommen im Juni nach Berlin.

© dpa

Royaler Besuch in der Hauptstadt: Die Queen kennt Berlin schon ziemlich gut

Elizabeth II. und Prinz Philip kommen im Juni nach Berlin. Es ist die siebte Visite der britischen Königin in Berlin. Bei ihrer ersten pflanzte sie eine Roteiche, die noch immer gedeiht. Und was hat sich sonst so bei den royalen Besuchen zugetragen?

Der royalen Roteiche, aus dem Park des Schlosses Windsor in den Berliner Tiergarten verpflanzt, geht es offenbar gut. „Einige Altersmacken“, das schon, aber der Baum an sich sei in Ordnung, ist aus dem Grünflächenamt des Bezirks Mitte zu erfahren. Ein stattliches Symbol britisch-berlinischer Verbundenheit, vor 17 Jahren schon 20 Meter hoch, da dürften noch einige Zentimeter dazugekommen sein. Die Queen selbst hatte den noch jungen Baum nahe dem Teehaus im Englischen Garten gepflanzt, anlässlich ihres ersten Berlin-Besuchs am 27. Mai 1965. Im bezirklichen Gartenbauamt hatte man zu diesem Zweck eigens „einen blanken, schmalen, eleganten Damenspaten“ anfertigen lassen, wie sich der damalige Amtsleiter erinnerte.

Stände der britischen Königin der Sinn danach, könnte sie den von ihr vor 50 Jahren gepflanzten Baum demnächst noch einmal in Augenschein nehmen. Vom 24. bis 26. Juni werde die Queen, begleitet von Prinz Philip, dem Duke of Edinburgh, zum Staatsbesuch nach Deutschland kommen, teilte der königliche Hof in London am Montag mit. Sie folge einer Einladung des Bundespräsidenten Joachim Gauck, der mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt die Gäste von Queen und Duke bei einem Lunch im Buckingham Palace am 13. November 2012 gewesen seien. Über ein mögliches Besuchsprogramm verlautete noch nichts, aber selbstverständlich wird Berlin im Mittelpunkt stehen.

Die Queen war bereits sechs Mal in der Stadt

Die Stadt kennt sie recht gut, war öfter hier als mancher Berliner in London: Die jetzt avisierte königliche Berlin-Reise ist bereits ihre siebte, und zum fünften Mal ist es ein Staatsbesuch, nach 1965, 1978, 1992 und 2004. Zudem besuchte sie die Stadt zur 750-Jahr-Feier 1987 sowie zur Eröffnung der Britischen Botschaft 2000. Man sollte also darauf achten, ihr vielleicht auch Ecken der Stadt vorzuführen, die sie noch nicht kennt. Zumal sich im Laufe der Jahrzehnte die Stadt hüben wie drüben grundlegend gewandelt hat.

Beim ersten Mal war es noch in der kältesten Phase des Kalten Krieges, vier Jahre nach dem Mauerbau und drei nach der Kuba-Krise. In der „Frontstadt“ West-Berlin wurde die Queen kaum weniger enthusiastisch gefeiert wie zwei Jahre zuvor US-Präsident John F. Kennedy, aus Begeisterung über den royalen Glanz, der von der schönen Königin ausging, aber sicher auch, weil die britische Monarchie als „Symbol der Beständigkeit – Schutzschild der Demokratie“ gelten konnte. So formulierte es jedenfalls der Tagesspiegel im Rahmen seiner mehrseitigen Berichterstattung über den Besuch. Wie selbstverständlich zierten drei Flaggen den Kopf der Titelseite: links Schwarz-Rot-Gold, rechts der Berliner Bär zwischen den beiden roten Streifen, in der Mitte der Union Jack. Das mag heute übertrieben und allzu untertänig wirken, traf aber die Stimmung in der Stadt ganz gut. Zwischen 1,2 und 1,3 Millionen Menschen sollen nach Schätzungen der Polizei Spalier gestanden haben, als Elizabeth II. und Prinz Philip durch die Straßen rollten. Gelandet waren sie in Gatow, nahmen auf dem Maifeld eine Parade britischer Truppen ab, legten auf dem Britischen Soldatenfriedhof an der Heerstraße einen Kranz nieder und besuchten schließlich den zu ihren Ehren gegebenen Empfang in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg sowie das anschließende Bankett in dessen Eichengalerie. Es folgten die Baumpflanzung im Tiergarten, der Besuch an der Mauer mit Blick aufs Brandenburger Tor, danach ging es ins Rathaus Schöneberg zwecks Eintragung ins Goldene Buch der Stadt samt Ansprache von Bundeskanzler Ludwig Erhard. Von Tempelhof flogen die Royals weiter nach Hannover. Ein Besuch voller blauweißroter Wimpel und begeisterter „E-li-za-beth“-Sprechchöre also, der auch eine Limousine mit vier sowjetischen Offizieren angelockt hatte. Die reihten sich keck in den Konvoi ein, bis sie von einem britischen Kollegen weggescheucht wurden. Solche Spielchen liebte man im Kalten Krieg.

1987 war sie am selben Tag wie Gorbatschow in Berlin

Noch Elizabeths Besuch 1987 – übrigens am selben Tag wie der Gorbatschows jenseits der Mauer – galt dem Tagesspiegel, und nicht nur ihm, als „sichtbare Demonstration der britischen Verpflichtungen für die Sicherheit und Freiheit der Stadt“, aber ganz so dramatisch wie Mitte der Sechziger war die Lage nicht mehr. Und 1992, als die Queen erstmals auch Ost-Berliner Boden und Sanssouci in Potsdam betrat, konnte ihr ein begeisterter Berliner statt der bei solchen Gelegenheiten üblichen Blumen sogar ein Stück Mauer in die Hand drücken.

Jede Menge Glanz und Gloria waren also mit Elizabeths Besuchen in Berlin verbunden, und nun müssen sich die Behörden nur bemühen, über ihren Schutz nicht die übrige Sicherheitslage aus den Augen zu verlieren. Den Trubel des ersten Besuchs 1965 jedenfalls hatten Tresorknacker zu einem lukrativen Einbruch bei Hertie in der Wilmersdorfer Straße genutzt.

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