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Berlin: Rückkehr des Liebesbeats

Noch drei Tage bis zur Loveparade: Was dieses Mal anders wird. Und welche Künstler dabei sind

Die erste Loveparade seit drei Jahren. Wie früher im Tiergarten, wie früher an einem Sonnabend. Und wie immer mit rollenden Lkw, auf denen DJs laute Techno-Musik spielen. Die Frage ist: Kommen auch so viele Besucher wie früher? „Ich wünschte, ich hätte eine Kristallkugel“, sagt Maurice Maué vom Veranstalterteam. Wenn eine halbe Million Menschen vorbeischauen, wäre Maué zufrieden. Bei 750 000 würde er jubeln. Und Toiletten hat er für eine Million Besucher bestellt. Vorsichtshalber.

Es spricht einiges dafür, dass die meisten Toiletten gebraucht werden. Zum Beispiel das Musikprogramm: Es ist so vielseitig wie nie und dürfte dem Geschmack des Publikums entsprechen – schließlich wurden die DJs erstmals per Internet-Abstimmung ausgesucht. Neben Techno- Größen wie Westbam und Paul van Dyk legen auch junge Elektrokünstler auf, die sich bei Musikrichtungen wie Jazz, Rock und HipHop bedienen. Westbam, schon zigmal auf der Loveparade zu Gast, hält diese Kombination für das „überfällige Ende der Monokultur“ und für das „viel versprechendste Konzept seit langer Zeit“. Insgesamt 40 Wagen rollen ab 14 Uhr auf der Straße des 17. Juni zwischen dem Brandenburger Tor und der S-Bahnbrücke Tiergarten hin und her. Hinter der S-Bahnbrücke werden zusätzlich zehn Bühnen für Nachwuchs-DJs aufgebaut. Und am westlichen Ende der Strecke, in Sichtweite zum Ernst-Reuter-Platz, steht eine Livebühne, auf der erstmals in der Paradengeschichte Bands auftreten: Die Berliner Popgruppe Mia („Hungriges Herz“) hat zugesagt, das Elektro-Trio Jahcoozi auch.

Ebenfalls neu sind die 50 „Loveguards“, die in hellblauen Polo-Shirts durch den Tiergarten patroullieren und sich als „Helfer in allen Notlagen“ anbieten. Die Freiwilligen haben Erste-Hilfe-Kenntnisse – und eine spezielle Schulung des Drogennotdienstes erhalten. „Missbrauch von Drogen gibt es bestimmt“, sagt Loveguard Steffi Schliephake, „aber nur vereinzelt. Unser Hauptproblem wird die Hitze sein.“ Und dass die Raver zu wenig trinken. Wer den Tag über nichts isst und viel schwitzt, riskiert eine Unterzuckerung. Hier hilft Steffi mit einem Päckchen Traubenzucker. Ohrstöpsel verteilt sie auch – „und Kondome, der Umzug ist ja so eine Art modernes Woodstock“.

258 DJs und Musiker haben sich für Sonnabend angekündigt. Darunter sind auch der polnische Star-DJ Angelomike, drei DJs aus China sowie „Sasha the Raveboy“, der sich zumindest in seiner Heimat Heidelberg einen Namen gemacht hat. Auf seiner Reise nach Berlin wird er von seinem Vater begleitet. „Sasha the Raveboy“ ist erst 13.

Einer wird dieses Jahr fehlen: Matthias Roeingh alias Dr. Motte, der die Loveparade Ende der 80er Jahre erfunden und sich mit dem neuen Veranstalterteam überworfen hat. Ohne Dr. Motte gibt es dieses Jahr auch keine Friedensbotschaft – früher ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Abschlusskundgebung vor der Siegessäule. Nicht so dramatisch, findet Veteran Westbam, „das war sowieso Folklore“. Die Weisheiten von Dr. Motte hat Westbam als „bloße Aneinanderreihung lauter wünschenswerter Dinge wie Frieden, Freiheit und genug zu essen“ in Erinnerung. „Das hätte man ruhig etwas dadaistischer gestalten können.“ Emotional dürfte es bei der Abschlusskundgebung auch ohne Dr. Motte zugehen. Denn in Gedenken an den im Januar verstorbenen Berliner DJ Mark Spoon gibt es noch einmal dessen Hit „Be Angeled“ zu hören. Live gesungen von einem, der sich mit gefühlvollen Balladen auskennt: Rea Garvey, der Sänger der Popgruppe Reamonn.

Wer nicht bis Samstagmittag warten möchte, kann am Abend vorher in die Treptower Arena gehen: Da findet ab 22 Uhr die offizielle Opening-Party zur Loveparade statt.

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