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Rudow-Altglienicke: Der Mauerstreifen ist nun ein Landschaftspark

Entlang der A 113 nach Schönefeld kann man jetzt laufen, radeln, skaten, reiten. Der Landschaftspark Rudow-Altglienicke, 64 Hektar groß, wird eröffnet.

Die zwei Beschäftigten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die Füße fest auf den neuen Parktreppen, schirmen die Augen mit den Händen ab und blinzeln in Richtung Westen. Ist das da im Tümpel zwischen dem ganzen ordinären Wasservogelgetier wirklich ein Reiher? Toll. Ihre Blicke schweifen weiter, treffen Kühe und Pferde, Radfahrer, Skater, Bauarbeiter, junge Frauen mit Kinderwagen und alte, die ächzend auf Bänke sinken, um sich, die Hände im Schoß gekreuzt, etwas zu sonnen.

Und so genießen einige schon den neuen Parkabschnitt entlang der A 113 nach Schönefeld, der eigentlich nur eine naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme ist: Landschaftspark Rudow-Altglienicke heißt er, 64 Hektar groß, einer der größten neuen Parks seit dem Britzer Garten, der in den achtziger Jahren entstand. Er hat Ackerwiesen, junge Bäume, alte Haine, eine Asphaltpiste, die auch Mauerradweg ist, und Bänke. Er ist die neue Verbindung zwischen altem Altglienicker Osten und altem Rudower Westen, 20 Jahre nach der Wende, eine grüne Nichtmehrgrenze sozusagen.

Die mehr als elf Millionen Euro Baukosten zahlt der Bund, weil der auch die Autobahn baut. Organisiert und geplant hat allerdings Berlin. Und deshalb sind in der vergangenen Woche die beiden Senatsbediensteten noch mal rausgefahren, es sind Gabriele Koll-Hortien und Stefan Strauß. Am heutigen Mittwoch ist die Eröffnung, da wollen sie vorher noch einmal sehen, wie es steht.

Frau Koll-Hortien entdeckt Pferdeäpfel auf dem Asphalt und einen Hund im Tümpel und findet das auch typisch. Der Park ist noch nicht eröffnet, da würden schon die Regeln missachtet. Wo man doch für die Reiter des nahen Pferdehofs eigens einen Reitweg gebaut hat! Und um die Gewässer hat man doch einen Zaun gezogen, weil hier etwas gedeihen soll. Es ist der einzige Zaun im Park, der etwas Schönes umgibt, die beiden anderen umzäunen Reste der denkmalgeschützten Hinterlandmauer und einen mit Giftstoffen kontaminierten Teich. Andererseits sind sowohl Koll-Hortien als auch Strauß begeistert, dass der Park schon jetzt angenommen wird von den Menschen. „An den Wochenenden ist hier richtig was los“, sagt Strauß. Es ist, als habe es eine Sehnsucht gegeben, die Fläche, die so lange verboten war, erst Todesstreifen, dann Autobahnbaustelle, dann Parkbaustelle, in Besitz zu nehmen. Und es gibt auch schon erste Klagen. Von Skatern und Radwanderern, dass es an dieser langen Piste keine Toiletten gebe. Von Eltern, dass es keinen Spielplatz gebe. Aber zu parkartig darf der Park nicht werden, sonst will der Bund nicht mehr für die Pflege zahlen. Schon um jede Bank habe man kämpfen müssen, erinnert sich Eckhard Lange vom Landschaftsarchitekturbüro „ag u (Arbeitsgemeinschaft Umwelt) Lange“, der aus sehr strengen und vielen Vorschriften des Bundes einen Plan entwarf, der ankam.

Koll-Hortien und Strauß wenden sich Richtung Norden, da verschwindet die Autobahn für 900 Meter unter der Erde, drüber wachsen Mohn, Raps, Kamille, Bienengras. Alles anspruchslose Pflanzen, die auf trockenen Böden gedeihen. Nicht weit davon, auf der anderen Seite des Parkhauptwegs, findet sich dann wieder ein Wassersammelbecken, weil hier der Boden extrem dicht ist und Regenwasser kaum aufnimmt. Die unterschiedliche Wasseraufnahmekapazität des Bodens sei das Aufwendigste am ganzen Parkbau gewesen, sagt Koll-Hortien: „Wüste oder Modder.“ Manchen Anwohnern sind während der Bauarbeiten die Keller vollgelaufen, wenn es stark geregnet hat. Andere kamen mit ihren Autos kaum noch ihre Auffahrten hoch.

Strauß blickt sich noch einmal um, bevor es zurückgeht ins Büro. Einige Anwohner hätten unter der Autobahn sicher zu leiden, findet er. Aber die meisten seien doch „Gewinner“.

Eröffnung heute, 27. Mai, um 11 Uhr am neuen Ausblick „Glienicker Fenster“ auf Höhe der Schönefelder Chaussee 225

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