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Es muss nicht immer ein Kampfhund sein. Freilaufende Hunde sind für viele Spaziergänger ein grundsätzliches Ärgernis.

© dpa

Rücksichtslosigkeit in Berlin: Nur Zwang hilft!

Kampfradler, Falschparker, rücksichtslose Rechtsabbieger: Nicht nur beim Kampf gegen Hundekot und freilaufende Vierbeiner scheitert Berlin. Wegmoderieren lässt sich das alles nicht. Es hilft nur eins: der konzentrierte Einsatz der Ordnungskräfte.

Es gibt Konflikte, die sich weder wegmoderieren noch rundlutschen lassen. Ein solcher Konflikt ist der zwischen Hundehaltern und von Hundehaltern Genervten. Es ist ein Fundamentalkonflikt über den Hund in der Stadt. Und leider hat sich durch den „Bello-Dialog“, den Verbraucherschutzsenator Thomas Heilmann (CDU) organisiert hat, nichts am Grundkonflikt geändert.

Der Dialog hat ergeben, dass es allerlei Ideen zum Hund in der Stadt und zur Verhaltensverbesserung vieler Hundehalter gibt – aber keine Entschiedenheit der Politik, aus den Ideen Regeln zu machen und diese durchzusetzen. Zweites Ergebnis: Die Bewohner dieser Stadt erwarten nicht mal mehr, dass so ein „Dialog“ zu verbindlichen Veränderung im Handeln von Hundehaltern führt.

In aller Kürze deshalb noch mal das, was man als Stadtmensch, der sich um kontrolliertes Verhalten im Umgang mit anderen bemüht, mit Hunden immer noch verbindet (in der sicheren Erwartung böser Briefe und böser Mails): Man verbindet mit Hunden und ihren Haltern – nicht mit allen, aber immer noch mit zu vielen – nicht entsorgten Hundekot in Massen an Bäumen, gelegentlich auf Gehwegen. Man verbindet mit Hunden und ihren Haltern – nicht mit allen, aber noch immer mit zu vielen – die Missachtung des Rechtes kleiner Kinder, von Hunden unbehelligt zu bleiben durch Leute, die ihre Hunde nicht unter Kontrolle haben. Man verbindet – nicht mit allen, aber  mit zehntausenden Hundehaltern – den Rechtsbruch, keine Steuern für ihre Tiere zu zahlen (die Stadt darf täglich 50 Tonnen Hundekot entsorgen und sich jährlich laut Fachleuten 15 Millionen Euro Steuern entgehen lassen).

Man verbindet mit einer besonders unangenehmen Sorte Hundehalter, dass sie Begegnungen zwischen ihren Hunden und anderen Menschen zu fiesen kleinen Machtspielchen machen: Ihre großen Hunde laufen frei durch Wälder und Parks und Landschaftsschutzgebiete mit haha! lächerlich! Leinenzwang, Herrchen steht herum und guckt interessiert seinem Tier hinterher, Herrchen ruft, Herrchen pfeift, aber Hasso und Odin hören nicht, sie rasen immer weiter auf einen Passanten zu, der, während Herrchen weiterbrüllt, neben der Angst vielleicht noch Zeit für einen Gedanken hat: Wie schaffen es eigentlich manche Leute, sich immer Hunde zu halten, die sich aufführen wie jugendliche Intensivtäter? Diese fiesen kleinen Machtspielchen, die für manchen Hundehalter offenbar eine Spaziergangshöhepunktfunktion haben, gehen nur deshalb harmlos aus, weil Hasso oder Odin noch nicht lernen musste, sich in einer Wolke Pfefferspray zu orientieren – wie sie jeder Trunkenbold gewärtigen muss, der vor der Polizei außer Kontrolle gerät.

Die Leute in Berlin sind in ihrer großen Mehrheit tolerante Menschen. Das zeigt sich an ihrem gelassenen Umgang mit der Gruppe der nur sich selbst gegenüber toleranten Hundehalter wie auch mit anderen städtischen Problemgruppen, die durch keinen „Dialog“ und keinen Versuch des Konflikt-Wegmoderierens zu menschenfreundlichem Verhalten bewegt werden können: Aggro-Radlern, Kampfpanzer-Autofahrern, Fleischfreaks, die bald wieder Parks zu Müllhalden grillen.

Diese Leute verstehen sämtlich nur eins: Zwang. Es wird Zeit, dass der als Aufräumer angetretene Innensenator Frank Henkel mal ein paar „Maßnahmen“ ergreift und einen „Dialog“ mit den Ordnungsamts-Verantwortlichen in den Bezirken beginnt. Der muss monologisch das Ergebnis haben, dass Ordnungsamtler mit der Unterstützung der („Vollzugs-“!)Polizei ein paar Regeln des öffentlichen Umgangs mit Leuten trainieren (gegen Gebühren in Gestalt von Ordnungsgeldern), welche diese Regeln noch nicht kennen – und zwar nicht hier und da, sondern konzertiert und konzentriert: Drei Tage – ohne Ansage – für Hundehalter der oben genannten Arten; fünf Tage – ohne Ansage – für Autofahrer, die beim Abbiegen nicht über die rechte Schulter gucken können; vier Tage für Bürgersteigradler und Oma-Überfahrer. Und so weiter, immer mal wieder und nicht nur bei Sonnenschein. Freundlich und massiv müssen solche Einsätze werden, einfach unausweichlich. Anders wird das nichts.

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