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Berlin: Rückwärts nimmer – Krenz ist aus Pankow weggezogen

Der letzte DDR-Staatschef will nach der Haft Berlin verlassen

Umzugswagen fuhren durch den Majakowskiring. Bepackt mit den Möbeln von Egon Krenz. Der letzte DDR-Staats- und Parteichef hat sein Haus in Pankow geräumt: Der einstöckige Flachbau am Rudolf-Ditzen-Weg 9 steht jetzt leer, wie sein Anwalt Robert Unger bestätigte. Zuvor hatte Krenz einen langen Rechtsstreit mit der Oberfinanzdirektion (OFD) des Bundes verloren. Nach Ansicht des Bundesgerichtshofs war er nicht der rechtmäßige Eigentümer des Gebäudes, das er im Februar 1990 für 252 000 DDR-Mark von der „Versorgungseinrichtung des Ministerrates“ gekauft hatte. Zuletzt habe eine fehlende Vollmacht den Prozess entschieden, sagte der Anwalt.

In Pankow hätte der 66-Jährige ohnehin vorerst nicht übernachten können, denn im März lehnte das Landgericht seinen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung ab. Ein Straferlass würde „bei der Bevölkerung auf Unverständnis stoßen“, hieß es damals. Über eine Beschwerde dagegen hat das Kammergericht noch nicht entschieden. Tagsüber arbeitet Krenz als Freigänger bei einer Fluggesellschaft, doch die Nächte muss er in der Haftanstalt Plötzensee verbringen. 1997 war er wegen der Todesschüsse an der Mauer zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden; diese Strafe sitzt er seit Anfang 2000 ab. Anschließend will Krenz aus Berlin wegziehen. Seine Frau hat die Stadt bereits verlassen. Einzelheiten nannte Anwalt Unger nicht. Bei der neuen Wohnung handele es sich jedoch nicht um Krenz’ Datsche in Mecklenburg-Vorpommern.

Was aus dem Anwesen in der einstigen DDR-Prominentensiedlung wird, konnte das Bundesfinanzministerium noch nicht sagen. Dem Vernehmen nach soll das Gebäude abgerissen werden. Mit 250 Quadratmetern Wohnfläche, Terrasse und mehreren Bädern war es 1975 als Gästehaus der DDR-Regierung entstanden. Allerdings wurde es nie für diesen Zweck genutzt. CD

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