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Berlin: Ruhe schon vor dem Sturm – eine Stadt legt sich lahm

Berlin nahm die Unwetterwarnung sehr ernst: Feuerwehr und Polizei waren im Ausnahmezustand, Schulen, Ämter, Schwimmbäder blieben geschlossen

Die Meteorologen warnten – und eine ganze Stadt folgte. Schon am Nachmittag, bevor der Orkan Berlin erreichte, kam das öffentliche Leben fast zum Erliegen. Noch nie hatte eine Unwetterwarnung eine solche Resonanz.

In den Schulen herrschte Ausnahmezustand. Viele Schulen beendeten den Tag vorzeitig nach der vierten oder fünften Stunde oder ließen zumindest das Nachmittagsprogramm ausfallen. Hunderte Schüler erschienen erst gar nicht. Landeselternsprecher André Schindler begrüßte es, dass Berlin – anders als Brandenburg – den Eltern freigestellt hatte, die Kinder vorsorglich nicht in die Schulen zu schicken. In Brandenburg war das ausgeblieben, so dass hier die Eltern vormittags plötzlich Anrufe erhielten, sie mögen ihre Kinder abholen. Da waren viele aber schon bei der Arbeit.

In den Ämtern ging ab mittags oft nichts mehr. Ab 13 Uhr blieben die meisten Bezirksrathäuser zu. Das Abgeordnetenhaus brach seine Sitzung ab. Die Vize-Präsidentin des Parlaments, Karin Seidel-Kalmutzki (SPD) hatte dies unter anderem damit begründet, dass die BVG ab 20 Uhr nicht mehr fahren würde. Das dementierte der Verkehrsbetrieb jedoch umgehend. Die Bäder-Betriebe schlossen alle Schwimmhallen vorsorglich um 14 Uhr, die BSR gab nachmittags auf und schloss ihre Recyclinghöfe. Damit alle noch sicher nach Hause kommen, hieß es auch in vielen privaten Firmen: Bis morgen! So gab es mittags eine Rundmail bei Sony, dass es den Mitarbeitern freigestellt sei, ob sie nach Hause gehen wollen oder weiterarbeiten. Die Humboldt-Universität schickte ihre Studenten heim und sagte alle Abendveranstaltungen ab.

Im Kulturbetrieb standen schon am Morgen die Zeichen auf Sturm: Die Telefone klingelten in den Theatern im Sekundentakt, weil die Besucher ihre Karten zurückgeben, umtauschen oder einfach nur erfahren wollten, ob die Veranstaltungen stattfänden. Doch in den meisten Häusern ließ man sich nicht einschüchtern. Den ängstlichen Besuchern gegenüber zeigte man sich weitgehend kulant, wie beispielsweise im Wintergarten, wo Tickets vorbehaltlos umgetauscht wurden. Um eine Woche verschoben wurde orkanbedingt auch die Tagesspiegel-Veranstaltung „Zeitung im Salon“ mit Bodo Mrozek. Auf Nummer sicher gingen lieber alle, die kein festes Dach über dem Kopf haben, darunter das Tipi-Zelt am Kanzleramt und die Bar jeder Vernunft. Ihre Vorstellungen fielen aus.

Die Gärten der Stiftung Preußische Schlösser in Berlin und Brandenburg öffneten erst gar nicht. Auf dem Wasser waren die Verbrecher trotzdem chancenlos: Den Streifendienst mit seinen 16 Polizeibooten konnte „Kyrill“ nicht aufhalten. „Wir sind Seemänner, die Wind und Wellen gewohnt sind“, sagte Olaf Wedekind, ein Sprecher der Wasserschutzpolizei. abk, Ha, hah, kf, M.v.L., pul, sve

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