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Berlin: Ruhig schlafen im gelben Container

In der Krisenwohnung des Drogennotdienstes finden obdachlose Abhängige eine Zuflucht - doch es fehlen noch Bilder und Pflanzen

Die Straße ist dunkel und verlassen. Nur vom nahe gelegenen S-Bahnhof Tiergarten dringen leise abendliche Verkehrsgeräusche herüber. Es ist 20 Uhr 15. Während die Großstadt zur Ruhe kommt, fängt für die Mitarbeiter der Krisenwohnung des Drogennotdienstes im gelben Container an der Müller-Breslau-Straße in Charlottenburg der Arbeitstag an.

Vor dem Eingangstor stehen ein paar Männer: Drogenabhängige, die um Aufnahme in eine Wohnung bitten. Der Drogennotdienst vergibt Übernachtungsscheine für drei aufeinander folgende Nächte. Maximal vier Wochen lang darf ein Drogenabhängiger in der Krisenwohnung bleiben. „Für eine Stabilisierung ist die Versorgung der elementarsten Bedürfnisse wichtig“, sagt Kerstin Jüngling, Leiterin der Krisenwohnung. Dazu gehören ein ruhiger Schlaf sowie die Möglichkeit, sich zu waschen und eine warme Mahlzeit einzunehmen.

20 Uhr 30. Die Krisenunterkunft öffnet. Ein Mann nach dem anderen kommt herein, gibt seine Wertsachen ab, wird nach Drogen untersucht. „Hauptsächlich haben wir es mit Heroin- und Kokain-Abhängigen zu tun“, sagt Kerstin Jüngling. Fünfzehn Schlafplätze und zwei Notbetten bietet die Krisenwohnung. Derzeit ist sie voll belegt. Die Atmosphäre erinnert an ein Schullandheim: Vom Flur gehen Türen ab zu den sechs Schlafräumen, den Duschen, der Küche und dem Gemeinschaftsraum sowie dem Büro der Mitarbeiter. Die Wände sind hell, der gelbe Linoleumboden bringt etwas Farbe in die Wohnung. Ansonsten herrscht ein eher karger Charme. „Ein paar Bilder fänden wir toll“, sagt Kerstin Jüngling und zeigt auf die kahlen Wände. Gardinen und Grünpflanzen würden die Zimmer wohnlicher machen.

Deshalb hofft sie nun auf die Spenden der Tagesspiegel-Leser. Schließlich seien die Bewohner „normale Menschen“ mit Gefühlen und Bedürfnissen. Dazu gehört auch die Hygiene. Von dem Spendengeld könnten Trainingsanzüge gekauft werden, damit die obdachlosen Drogensüchtigen etwas zum Anziehen haben, während sie ihre Kleidung waschen. Außerdem ist neulich der Videorekorder kaputt gegangen, mit dem Kerstin Jüngling gemütliche Filmabende gestaltet. Nun will sie einen DVD-Player kaufen. Und in der Küche fehlt ein funktionstüchtiger Kaffeeautomat.

Wenn die Bewohner morgens um halb acht die Wohnung wieder verlassen müssen, geht es ihnen mit einem warmen Kaffee im Bauch wesentlich besser – aber darin unterscheiden sie sich von den meisten Berlinern wohl kaum.

Wir freuen uns über Spenden an: Spendenverein Der Tagesspiegel e.V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Kontonummer 25 00 30 942, Berliner Sparkasse, Bankleitzahl 100 500 00. Bitte geben Sie Namen und Anschrift komplett an, damit wir Ihnen den Spendenbeleg zuschicken können. Auch Onlinebanking ist möglich. Alles über „Menschen helfen!“ im Internet: www.tagesspiegel.de/spendenaktion.

Vivien Leue

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