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Berlin: "Runde Tische" in den Biergärten erfolgreich

BERLIN .Liegt es am Wetter, am verregneten Juli?

BERLIN .Liegt es am Wetter, am verregneten Juli? Während im warmen München gerade wieder das Lamento über die frühen "Schließzeiten" der Biergärten beginnt, scheinen die Berliner umgekehrt ihren Frieden mit den langen Abenden in den Bier- und Vorgärten geschlossen zu haben.Im vorigen Jahr hat sich der Senat für Ausnahmegenehmigungen bis 23 Uhr in der Woche und bis 24 Uhr am Wochenende ausgesprochen.Seitdem klagen die Wirte nicht mehr.Die Lage hat sich nach Einschätzung der Hotel- und Gaststätten-Innung beruhigt.

Heike Wille, die Sprecherin der Innung, lobte gestern die "Unterstützung" der Umweltverwaltung beim Kampf um längere Öffnungszeiten.Das hat zu einem untypischen Kontrast zu München geführt.Während die Öffnungszeiten dort eingeschränkt worden sind, haben sie sich hier im Zweifel verlängert.Dazu tragen offenbar auch die "Clearingstellen" bei, die Streitigkeiten und Unfrieden zwischen Anwohnern und Wirten regeln sollen.

Steigen im Sommer die Temperaturen, müssen die Mitarbeiter in den Bezirksämtern in der Regel nicht lange auf die ersten Proteste der Anwohner warten.In der Kneipengegend rund um den Kollwitzplatz und am Wasserturm in Prenzlauer Berg scheint das Problem nun aber entschärft worden zu sein."Die Anzahl der Beschwerden ist rückläufig", sagt der Leiter des Umweltamtes Frank Müller.In diesem Frühjahr brachte man hier unter anderem sieben Kneipenbesitzer, die Anwohner, aber auch Vertreter der Gaststätteninnung und Senatsverwaltung an einen Runden Tisch, um nach einem Kompromiß zu suchen.

Das Ergebnis: Die sieben Geschäftsleute erhielten eine Ausnahmegenehmigung und dürfen ihre Gäste wochentags bis 23 Uhr und am Wochenende bis Mitternacht im Freien bewirten."Das ist zwar immer noch hart, aber besser als bis 22 Uhr", sagt die Inhaberin vom "Anita Wronski" in der Knaackstraße.Wie ihre Kollegen mußte sich die Wirtin außerdem verpflichten, den Lärm so gering wie möglich zu halten.Und das heißt: Abends bleibt die Musikanlage abgeschaltet, Straßenmusikanten werden abgewiesen, Markisen und Sonnenschirme sollen den Lärm dämmen und an der Eingangstür hängt ein Zettel: Bei Beschwerden sind alle Kellner Ansprechpartner."Außerdem will das Umweltamt prüfen, ob die Gartenmöbel abends unbedingt zusammengestellt werden müssen", sagt die Inhaberin.Denn das Zusammenstellen der Stühle und Tische verursache oft größeren Lärm als zuvor die trinkenden Gäste.Das Konzept am Wasserturm scheint aufzugehen."Dieses Jahr hatten wir noch keine Beschwerde."

Streitigkeiten zwischen den Gaststättenbesitzern und Anwohnern konnten auch in Schöneberg durch ein "Clearing-Verfahren" geschlichtet werden.In Charlottenburg wird über einen Runden Tisch noch beraten."Eine solche Lösung ist nicht unproblematisch", sagt Umweltstadträtin Beate Profé (Bündnis 90 / Grüne).Die Beschwerden zählten in ihrem Bezirk angesichts der "sehr hohen Kneipendichte" zwar zu den Ausnahmen, zu Klagen komme es im Sommer aber seit Jahren vor allem am Savignyplatz und in der Grolmannstraße.Die Suche nach dem Kompromiß hält die Stadträtin für sehr aufwendig, die Lösung aber nicht für langfristig: "Nach zwei Monaten kann der nächste mit einer Beschwerde kommen, auf die wir wieder eingehen müssen", sagt Profé.Denn laut Bundesgesetz habe jeder ab 22 Uhr ein individuelles Recht auf Nachtruhe.

K.FÜCHSEL, H.TOEPPEN

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