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Rundum-Grün-Ampel: Berlins schrägste Kreuzung: Querlaufen erlaubt

An der Kreuzung Koch- und Friedrichstraße dürfen Fußgänger nun auch diagonal übers Pflaster laufen. Der vor einer Woche wegen langer Staus unterbrochene Versuch mit der Rundum-Grün-Ampel wird nun für drei Wochen weitergeführt, erstmals in Berlin darf dort die Kreuzung nun diagonal gequert werden.

An der Kreuzung Koch- und Friedrichstraße dürfen Fußgänger nun auch diagonal übers Pflaster laufen. Der vor einer Woche wegen langer Staus unterbrochene Versuch mit der Rundum-Grün-Ampel wird nun für drei Wochen weitergeführt, erstmals in Berlin darf dort die Kreuzung nun diagonal gequert werden. Das bedeutet, dass alle Fußgängerampeln 15 Sekunden lang auf Grün stehen (plus einer sich anschließenden 19 Sekunden langen "Räumzeit", in der Fußgänger die Kreuzung auch bei Rot gefahrlos räumen können). In diesen 34 Sekunden haben alle Autos Rot. Erst nach diesem Fußgängergrün bekommen nacheinander die Autos in der Koch- und dann der Friedrichstraße Grün. Der "Umlauf" der Ampel verlängert sich dadurch auf 90 Sekunden (nachts 70 Sekunden), im Extremfall muss man also eine gute Minute warten, bis man wieder Grün bekommt. Beim Start des ersten Versuchs Mitte Juni hatte die Verkehrsverwaltung das Schräglaufen noch "aus Gründen der Verkehrserziehung" abgelehnt.

Am Wochenende wurden nun für diesen nachgebesserten Versuch zusätzliche Fußgängerampeln aufgestellt: an den vier Straßenecken und eine fünfte vor der Mittelinsel der U-Bahn. Denn besonders attraktiv ist das Diagonallaufen für BVG-Fahrgäste, die am U-Bahnhof Kochstraße auf der Mittelinsel aussteigen und nun bei Grün in alle Richtungen gehen dürfen. Nicht jeder jedoch wagte sich gestern Mittag quer über die Kreuzung, denn nur recht dünne gelbe Leitlinien weisen auf diese Möglichkeit hin. Schilder oder Aufkleber an den Ampelmasten fehlen. Als Leithammel erwiesen sich gestern die Touristen, die das Verfahren offenbar aus der Heimat kennen, die Berliner marschierten dann ermutigt hinterher. In Tokio oder New York gibt es diese Variante schon lange. Viele merkten durch die zeitweise Stille, dass diese Kreuzung "anders" ist, schließlich haben alle Autos eine halbe Minute Rot.

Die Senatsbauverwaltung wird am kommenden Montag mit einer zweiwöchigen Videoüberwachung der Kreuzung beginnen, bis Montag dürfen sich die Berliner noch "an das Diagonallaufen gewöhnen". Sollte sich der Versuch als gelungen herausstellen, könnte er auch an anderen Kreuzungen mit vielen Fußgängern übernommen werden.

Das verbot bislang die Straßenverkehrsordnung; da die Kreuzberger Kreuzung als Modellversuch läuft, ist die Ausnahme zulässig. Wie berichtet, soll das Rundum-Grün sowohl Fußgängern wie Autofahrern das Leben erleichtern. Die einen gelangen ungefährdet über den Damm, und die anderen kommen trotzdem schneller vorwärts, weil Rechtsabbieger nicht mehr auf Fußgänger warten müssen. Besonders in der Friedrichstraße hemmte dies das Vorankommen.

Gestern Mittag gab es nicht einmal den Ansatz eines Staus. Behindert wurde der Verkehr nur durch Falschparker, die das neu eingerichtete Halteverbot an der Kochstraße vor und hinter der Kreuzung ignorierten. Die Sprecher der Senatsverkehrsverwaltung, Dagmar Buchholz, kündigte gestern an, dass man deswegen bei der Polizei vorstellig werden will. Vor der Kreuzung war sogar die Busspur im Zuge der Kochstraße aufgehoben worden, damit für Autofahrer eine zusätzliche Linksabbiegespur eingerichtet werden konnte. Stauentzerrend wirkt nun auch, dass die Ampel Wilhelm-/Kochstraße neu programmiert wurde. Gestern deutete sich an, dass nicht das Rundum-Grün für Fußgänger die anfänglichen Staus verursachte, sondern mangelnde Vorbereitung und Markierungen. Nachgebessert funktioniert es nun offensichtlich.

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