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Berlin: Russenparty in der Zwingli-Kirche

Moritz Bleibtreus neuer Film spielt in Moskau. Gedreht wurde „Die vierte Macht“ vor allem in Berlin.

Es war eine Party wie im Film: Der riesige Sakralraum der Heilig-Kreuz-Kirche am Kreuzberger Blücherplatz ein üppig dekorierter und illuminierter, rhythmisch beschallter Festsaal, das alte Gotteshaus als Superdisco – die ideale Kulisse zur Premierenfeier von Baz Luhmanns poppig-schräger Kinoadaption „William Shakespeares Romeo & Julia“ mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes, damals bei der Berlinale 1997.

Gut möglich, dass einige der Gäste, die jetzt im Cinestar am Potsdamer Platz die Premiere von Dennis Gansels Actionthriller „Die vierte Macht“ miterlebten, schon damals dabei waren und an jenes Kirchenfest erinnert wurden. Doch diesmal findet die Party im Film statt: Der Kirchenraum wieder mit feierlustigen Menschen überfüllt, Scheinwerfer fingern über alte Engelsfiguren, Musik pumpt sich in die Ohren, Champagner und Wodka fließen in Strömen, nur der Ort hat gewechselt. Gedreht wurde die Szene in der Zwingli-Kirche am Friedrichshainer Rudolfplatz. Das ist ein denkmalgeschütztes Prunkstück der Neogotik, 1908 eingeweiht, Beginn einer wechselvollen Geschichte, die in die Nutzung durch den Verein Kulturraum Zwinglikirche mündete und vor gut einem Jahr in eintägige Dreharbeiten zu dem Film „Die vierte Macht“.

Hauptdarsteller Moritz Bleibtreu musste damals sogar die Premiere seines Berlinale-Films „Mein bester Feind“ aussparen, diesmal war er aber als Mittelpunkt des Abends auf dem roten Teppich unverzichtbar, ebenso wie Regisseur Gansel und Bleibtreus Kollegen Max Riemelt, Rade Serbedzija und Kasia Smutniak.

Allerdings, die Party auf der Leinwand wurde dann doch nicht in Friedrichshain, sondern in Moskau gefeiert, Handlungsort des Films, in dem die Friedrichshainer Kirche den Soho-Club in der russischen Hauptstadt mimte, Oligarchen- Disco, Treffpunkt der Reichen und der Schönen und damit zentrales Arbeitsfeld eines Gesellschaftsreporters. In diesem Fall für Paul Jensen (Moritz Bleibtreu), dessen Eheglück in Berlin zerbrochen ist und der ohnehin von der Stadt die Nase voll hat und nun in Moskau bei dem dortigen Boulevardblatt des Verlegers Onjegin (Rade Serbedzija) sein Glück versucht, unterstützt von dem jungen Fotografen Dima (Max Diemelt). Ein Job, der im schwer durchschaubaren Moskauer Machtgefüge schnell lebensbedrohlich werden kann – zumal wenn man sich auf geheimnisvolle Russinnen wie Katha (Kasia Smutniak) einlässt und sich plötzlich der dunklen Seite des Moskauer Glamours gegenübersieht: Intrigen, Bomben, Mord.

Wenngleich auch der Film in Russland spielt: Das Team war dort nur wenige Tage. Das Risiko, keine Drehgenehmigung zu bekommen oder überhöhte Gebühren zahlen zu müssen, erschien den Produzenten Nina Maag, Thomas Peter Friedl und Nico Hofmann zu groß, man wich lieber aus, nach Landshut, Kiew – und Berlin. Aber was heißt schon Berlin: „Es ist erstaunlich, wie viele Ecken in Ostberlin Moskau gleichen“, schwärmt Nina Haag, und auch ihr Kollege Friedl bestätigt: „Wenn man nach Ostberlin geht, findet man dort Architektur, die der sowjetischen wirklich total ähnlich sieht. Die Stadt hat uns viele tolle Motive geboten.“ Eine noch immer zutreffende, allerdings nicht neue Erkenntnis: Schon für den zweiten und dritten Teil der „Bourne“-Trilogie mit Matt Damon musste Berlin als Moskau herhalten.

Der Film kommt am 8. März ins Kino

 Andreas Conrad

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