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Berlin: S-Bahn in Fahrt: Alle zehn Minuten nach Teltow Vor zwei Jahren wurden zusätzliche Züge bestellt

Erst jetzt gibt es dafür genug Wagen

Teltow - Es ist ein kleiner Schritt, der sich aber groß auswirkt. Vom 18. Juni an fährt die S-Bahn tagsüber erstmals alle zehn Minuten zwischen Teltow und Gesundbrunnen/Nordbahnhof. Davon profitieren auch die Fahrgäste auf den Zwischenstationen, auf denen seit dem Beginn der S-Bahn-Krise im Sommer 2009 die Züge nur noch alle 20 Minuten hielten. Vor allem im Berufsverkehr waren die Züge deshalb meist überfüllt. Den Zehn-Minuten-Verkehr auch zwischen Lichterfelde Süd und Teltow hatte Brandenburg kurz vor Beginn der Krise bestellt. Aber erst jetzt hat die S-Bahn die dafür notwendigen zehn zusätzlichen Doppelwagen zur Verfügung.

S-Bahn-Chef Peter Buchner hofft, dass durch das attraktivere Angebot die Zahl der Fahrgäste von heute rund 3200 am Tag in den kommenden Monaten verdoppelt werden kann. Das Busnetz von Havelbus im Teltower Raum ist bereits im vergangenen Dezember so umgestellt worden, dass es bei jeder Fahrt im Ost- West-Verkehr zwischen Potsdam und Teltow Anschlüsse ohne lange Wartezeiten gibt. Der Zehn-Minuten-Takt gilt werktags von 5.30 Uhr bis 20.30 Uhr, sonnabends beginnt er erst um 8 Uhr und sonntags um 11 Uhr.

Doch nicht jeder freut sich über das bessere Angebot. Anwohner beschweren sich schon seit Jahren über den Lärm der Züge. Das Gleis muss deshalb besonders gepflegt werden, damit der Krach reduziert wird. Neuen Ärger kann es jetzt geben, weil im Genehmigungsbeschluss nur ein 20-Minuten-Verkehr vorgesehen war. Möglicherweise müsse jetzt beim Lärmschutz nachgebessert werden, sagte Buchner. Dies müsse das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) als Genehmigungsbehörde entscheiden. Vom EBA war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten. Dort ist man noch dabei, den Fall zu prüfen.

Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt erhofft sich vom Zehn-Minuten- Verkehr einen weiteren Aufschwung für die Stadt mit ihren knapp 23 000 Einwohnern. Allerdings haben sich die Erwartungen an die erst im Sommer 2005 eröffnete Strecke bisher nicht erfüllt. Mittelfristig waren bis zu 10 000 Fahrgäste am Tag erwartet worden, eingestiegen ist dann tatsächlich nur ein Drittel davon. Die damalige Euphorie war allerdings auch durch zahlreiche Baustellen auf Berliner Gebiet gebremst worden, durch die Fahrgäste aus Teltow gezwungen waren, auf der Fahrt ins Zentrum zum Teil mehrfach umzusteigen. Dass Fahrgäste es vermeiden, in Teltow einzusteigen, weil der Bahnhof als einziger auf dem Südabschnitt im Tarifgebiet C liegt, glaubt Buchner nicht. Für Pendler sei der Preisunterschied zwischen dem ab Teltow notwendigen ABC-Ticket (91 Euro im Monat) und dem ab Berlin geltenden AB-Tarif (74 Euro im Monat) relativ gering, so dass sich eine Fahrt mit dem Auto zum – billigeren – Bahnhof Lichterfelde Süd wegen des Spritverbrauchs nicht lohne.

Der Zehn-Minuten-Verkehr nach Teltow könne auch für Einwohner Berlins attraktiv sein, da in der Region zahlreiche Ausflugsziele vorhanden seien, wirbt der S-Bahn-Chef. Infofaltblätter sollen auch dafür werben. Und in den ersten drei Wochen erhalten Fahrgäste auf dem Bahnsteig in Teltow werktags zwischen 6 Uhr und 9 Uhr einen Gratis-Kaffee. Am 18. Juli will auch Buchner die Becher füllen.

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