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Innerhalb einer knappen Woche musste die S-Bahn Berlin schaffen, wozu sie sonst ein Jahr Zeit hat: einen neuen Fahrplan zusammenstellen.

© Soeren Stache/dpa

S-Bahn-Plan für GDL-Streik: Linienplanung im Express-Tempo

Für einen Fahrplan braucht die S-Bahn normalerweise ein Jahr – angesichts des GDL-Streiks musste es jetzt viel schneller gehen. Eine knappe Woche hatten die Planer Zeit, um das Notprogramm auf die Beine zu stellen.

Eigentlich ist es nicht möglich. An einem neuen Fahrplan für das Netz der S-Bahn tüfteln die Experten gewöhnlich rund ein Jahr. Jetzt ist es ihnen gelungen, innerhalb einer knappen Woche einen Fahrplan so zu erstellen, dass zum Streikende am Sonntag um 9 Uhr der Verkehr exakt nach festgelegten Vorgaben in den Normalbetrieb übergehen kann. Das wird allerdings bis etwa 13 Uhr dauern.

Sonderschichten mussten die Planer aus gleich zehn Bereichen – vom Fahrer- über den Fahrzeugeinsatz bis zu den Werkstattarbeiten – schon vor dem ersten Streiktag einlegen. Und Produktionsplaner Michael Wingerter ist sichtlich stolz, dass es geklappt hat, zusammen mit rund 50 Kollegen, einen Ersatzfahrplan zusammenzustellen, der vom ersten Tag an funktioniert hat. Allerdings sind sie auf vielen Strecken meist schwach besetzt, weil die Fahrgäste dem Angebot doch nicht ganz zu trauen scheinen.

Und nicht immer läuft’s perfekt. Im Nord-Süd-Tunnel gibt es bei den Linien S 1 und S 2 zwar Richtung Norden annähernd einen Zehn-Minuten-Takt, gen Süden klafft zwischen den Fahrten aber eine drei- und eine 17-minütige Lücke. Das Warten kann lang werden. Dies sei auch wegen vieler Anschlüsse anders nicht umzusetzen gewesen, bedauerte Wingerter.

Die größte Unwägbarkeit sind die Fahrer

„Das Grundangebot mit den Fahrten im 20-Minuten-Abstand ist verlässlich“, sagte Wingerter am Mittwoch. Es sei das Ergebnis von Arbeiten „bis zur Erschöpfung“. Größte Unwägbarkeit: Wie viele Fahrer kommen überhaupt zur Arbeit? 480 werden normalerweise benötigt. Mit 150 habe man gerechnet und den Ersatzfahrplan darauf abgestimmt.

Die Fahrer mussten dann meist andere Schichten übernehmen, als ihnen Tage vorher zugeteilt worden waren. Und dann gibt es auch noch für die Fahrzeuge einen Fahrplan, Umlauf genannt. Er regelt den Einsatz der Fahrzeuge, der während des Streiks auch umgestellt werden musste.

Es gibt auch einen Plan, wie gefahren wird, wenn mehr Fahrer zum Dienst kommen als kalkuliert. Dann enden die Züge, aus Osten kommend, nicht am Alexanderplatz, sondern je nach Personallage an der Friedrichstraße oder in Charlottenburg. Und am anderen Streckenende werden die Fahrten von Marzahn nach Ahrensfelde verlängert. Am Mittwochnachmittag gelang es auch, die S 9 von der Landsberger Allee bis Pankow zu verlängern. Weil die Fahrerzahl von Schicht zu Schicht variieren kann, habe man die Zusatzstrecken nicht in die Übersicht aufgenommen, sagte Wingerter.

Das Streikende ist eine logistische Herausforderung

Ähnlich kompliziert ist das Streikende voraussichtlich am Sonntag um 9 Uhr. Eine Stunde später beginnt am Olympiastadion der 25-Kilometer-Lauf mit Tausenden von Teilnehmern, die auch mit der S-Bahn zum Start fahren wollen. Schon jetzt wisse man, welche Fahrer wann welchen Zug an welchem Ort im Netz übernehmen werden, sagte Wingerter. Einen solchen „Übergangsfahrplan“ habe es noch nicht gegeben. Alle Fahrten auf einen Schlag anzubieten, sei nicht möglich. Da es aber einen Fahrplan gibt, wird auf den Anzeigen nicht mehr stehen: „Zug fällt aus.“

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