zum Hauptinhalt

Berlin: Salz

Ausgehen in Mitte ist immer noch nett, aber oft nicht sonderlich aufregend. Entweder man kennt die Bars schon, oder die neuen ähneln den alten, weil das angeblich Erfolg verspricht.

Von Frank Jansen

Ausgehen in Mitte ist immer noch nett, aber oft nicht sonderlich aufregend. Entweder man kennt die Bars schon, oder die neuen ähneln den alten, weil das angeblich Erfolg verspricht. So hatten drinking man und compañera keine hohen Erwartungen, als das „Salz“ seine Genese kundtat. Wo das Salz lockt, befand sich früher die „Lore“-Bar. Das Kohlenkellerschlauchlokal in der Neuen Schönhauser Straße prunkte damals mit dem längsten Tresen Berlins – aber das war es auch. Nun kommt „Salz“.

Der erste Eindruck: Die einstige „Lore“ ist noch schlauchiger geworden, das Licht schimmert pink. Der Tresen wurde weiß lackiert und um ein Drittel gekappt. Im vorderen Raum dominieren schwarze Polsterbänke. Die Pink-Weiß-SchwarzKombination erinnert an das kühle Ambiente vieler Szenelokale der 80er Jahre. Ein freundlicher Keeper erscheint. Er trägt eine wunderbar altmodische, weiße Barkeeperjacke. In Brusthöhe steht in roter Schrift „Salz“ und „Gaststaetten“. Sieht ambitioniert aus. Ist auch so gemeint. Er habe nicht nur eine weitere Cocktailbar eröffnen wollen, sagt er. Seine Barphilosophie: das „Salz“ solle mit Drinks und Fingerfood eine neue Genusskultur repräsentieren. Der Name „Salz“ symbolisiere „Reinheit“. Allerhand.

Toller noch: Der behauptete Anspruch wird erfüllt. Cocktails und Snacks sind von einer Güte, wie sie drinking man und compañera nicht oft erleben. Der Lychee Nut Daiquiri (mit aufgespießter Litschi) schmeckt angenehm leicht und fruchtig. Das gilt auch für den Metropolitan, laut Karte eine „leicht rauchig-süße Cosmopolitanvariante“. Kongenial zu den Cocktails munden die Garnelen-Papayarollen, sechs Sushi-artige Appetithappen. Als wohltuender Winterdrink erweist sich die Eigenkreation Unberührt (Weißer Schokoladenlikör, Preiselbeersaft, Sahne). Dazu gibt’s ein Paar großer weißer Schokoladentrüffel. Superb. Die compañera gönnt sich einen San Francisco (Orange, Ananas, Grapefruit, Grenadine) und kann nichts kritisieren. Salz hat gewonnen. Es bliebe zu fragen, ob das etwas klischeehaft-coole Eighties-Ambiente wirklich zu einer so liebevollen Cocktail-und-Barfood-Kultur passt. Und warum „Salz“ am Eingang nur so klein und verschämt auf sich aufmerksam macht.

Salz, Neue Schönhauser Str. 20, Mitte, Tel.: 28873736, dienstags bis sonnabends 18 bis 2 Uhr, So/Mo Ruhetag.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false