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Wiedergeburt eines Stadtschlosses. Auf der Baustelle des Landtagsneubaus im Innenhof des Rohbau türmt sich das Baumaterial. In wenigen Tagen, am 24. November, soll hier Richtfest gefeiert werden, das Kupferdach wird nachgeliefert. Foto: dapd

© dapd

Potsdam: SAP-Chef spendiert Kupferdach für den Landtag

Hasso Plattner hat Potsdam Millionen gestiftet. Nun kann die edlere historische Variante gebaut werden

Potsdam - Er hat es wieder getan: Der Mäzen und Gründer des SAP-Konzerns Hasso Plattner gibt eine neue Millionenspende für den möglichst originalgetreuen Aufbau des Potsdamer Stadtschlosses, das derzeit als künftiger Landtag Brandenburgs auf dem Alten Markt errichtet wird. Das bestätigte Plattners Büro am Mittwoch auf Anfrage. Zur genauen Höhe und weiteren Einzelheiten wurden noch keine Angaben gemacht.

Nach der Erklärung aus der SAP-Zentrale in Walldorf übernimmt Aufsichtsratschef Plattner mit seiner Spende die Mehrkosten, damit das Gebäude doch noch das frühere Kupferdach wie der berühmte Knobelsdorffsche Vorbildbau erhält. Bislang ist aus Kostengründen ein billigeres Zinkdach geplant.

Die Kupfer-Mehrkosten waren auf 1,6 Millionen Euro geschätzt worden. Der als einer der reichsten Deutschen geltende Plattner, der einen seiner Wohnsitze in einer Villa in Potsdam-Babelsberg am Griebnitzsee hat, hatte 2007 bereits 20 Millionen Euro für die historische Schlossfassade gespendet. Aber „die öffentlichen Mittel und privaten Spenden für den Wiederaufbau des Potsdamer historischen Stadtschlosses haben nicht ausgereicht, um die Sanierung mit einem historischen Kupferdach abzuschließen“, heißt es in der Plattner–Erklärung. Doch hätten sich „viele engagierte Potsdamer Bürgerinnen und Bürger und der Verein Potsdamer Stadtschloss ... nachdrücklich für ein originalgetreues Kupferdach eingesetzt. Das Land Brandenburg befürwortet ebenfalls die Kupferdachvariante, verfügt allerdings nicht über die notwendigen Mittel.“ Daher habe „Herr Plattner seinen Spendenbeitrag nochmals aufgestockt, damit das Stadtschloss sein ursprüngliches Kupferdach erhalten kann.“

Zu Details hielten sich auch Finanzministerium, die Staatskanzlei von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und der Landtag bedeckt. „Kein Kommentar“, sagte auch Michael Schöne vom Stadtschlossförderverein, der sich gemeinsam mit der Bürgerinitiative Mitteschön für das historische Originaldach eingesetzt hatte. Hintergrund ist, dass es nur einen kleinen Kreis von Eingeweihten über die transatlantischen Email-Verhandlungen mit Plattner gab, und noch Fragen zu klären sind. Der Schloss-Landtag wird derzeit für 130 Millionen Euro reine Baukosten in einer so genannten öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) vom holländischen Baukonzern BAM errichtet. Das Gebäude steht im Rohbau, das Dach soll Anfang 2012 aufgezogen werden.

Im Termin- und Kostenplan liegt eine Hürde. Denn nach Angaben von Finanzministerium und BAM-Konzern ist der Auftrag für das Zink-Dach bereits ausgelöst. Und Hasso Plattner dürfte andererseits keinen Wert darauf legen, mit seiner neuen Spende auch noch Stornokosten zu finanzieren. Das Finanzministerium sucht derzeit nach einer Lösung. Die BAM wiederum hat sich den Ruf erarbeitet, bei Nachverhandlungen über Zusatzleistungen und Mehrkosten „knallhart“ zu sein. Und es wird versucht, den Potsdamer Stadtschlossförderverein – er wollte einmal 400 000 Euro für das Kupferdach übernehmen – in die Finanzierung einzubinden.

Gestritten wurde in Potsdam von Anfang an um jedes Detail des Projekts. Anfangs war Brandenburgs künftiger Landtag nur in den Schloss-Maßen mit einer modernen Beton-Glas-Fassade geplant, dann kamen die historische Fassade und nun das Kupferdach dazu. So ähnelt der Bau immer mehr dem früheren Stadtschloss. Jetzt fehlen nur noch die 38 Sandstein-Figuren auf dem Dach, falls sich dafür Spender finden. Thorsten Metzner

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