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Berlin: Saumseligkeit am Tor

Und das im Wortsinn: Berlin ist bis Sonntag die Modehauptstadt Deutschlands Auftakt der Fashion Week mit Michael Michalsky, Eva Padberg und Hugo Boss

Absperrungen können Wunder wirken: Vor allem wenn da hinter ein Roter Teppich liegt. Ein Pulk von Touristen lässt sich nass regnen, um dem Regierenden Bürgermeister, dem Designer Michael Michalsky und dem Model Eva Padberg dabei zu schauen, wie sie ein rotes Band zerschneiden: Die erste Berlin Fashion Week ist seit gestern offiziell eröffnet. Klaus Wowereit, der direkt aus dem Urlaub kommt, sieht sehr zufrieden aus: „Wir haben es geschafft! Ich bin sicher das wir uns etablieren.“ Dies „wir“ soll kein Pluralis Majestatis sein, sondern die um ihn Stehenden einbeziehen. Vor allem den Italiener Massimo Redaelli von der Vermarktungsagentur IMG. Der hat nach 25 Jahren wieder mit dem Rauchen gefangen, so mitgenommen hat ihn die Organisation der Modewoche. Er habe die Deutschen falsch eingeschätzt. „Das liegt an den historischen Problemen. Es gibt Mode in Düsseldorf, Köln, München. Da fällt es vielen schwer, zu akzeptieren, dass es gut ist, eine Modehauptstadt zu etablieren.“ Aber jetzt, wo er hinter sich das Logo der Fashion Week leuchten sieht, ist er zuversichtlich: Für die nächste Saison kündigt er schon einmal das Designerduo Dolce & Gabbana an.

Michael Michalsky hat eigentlich gar keine Zeit um über Berlin und Mode zu plaudern: Er will alles am Sonnabend bei seiner Schau hier am Brandenburger Tor erzählen – mit seiner Mode. Und damit die bis dahin fertig ist, muss er jetzt ganz schnell wieder an die Arbeit. Wowereit dagegen hat noch Zeit für ein paar Stiltipps für seine Politiker-Kollegen. „Jeder der in der Öffentlichkeit steht, sollte bevor er das Haus verlässt, kurz in den Spiegel schauen.“

Dass hat das „Gesicht der Fashion Week“ bestimmt getan. Model Eva Padberg trägt einen taillierten Mantel und Schuhe von Hugo Boss. Sie hat sich für dieses Wochenende vor allem eins vorgenommen: „Früh ins Bett zu gehen.“ Allerdings gibt sie zu, dass das mit ihren Vorsätzen bei all den Aftershowpartys ein Problem werden könnte. Und die erste stand gleich Donnerstagabend auf dem Programm: Das Unternehmen Hugo Boss hatte in die Russische Botschaft eingeladen, um zusammen mit eingeflogener Prominenz wie den US-Schauspielerinnen Andie McDowell, Christina Ricci und dem Formel-1-Pilot Lewis Hamilton die eigene Schau zu feiern, die am Abend im weißen Zelt am Pariser Platz gezeigt werden sollte. Der Rennfahrer musste vorher allerdings noch für den Sponsor der Fashion Week arbeiten: Mercedes veranstaltete eine Mini-Formel-1 mit Autos aus allen Dekaden des Motorsports – für Lewis Hamilton stand die neueste Variante bereit, mit der er vom Brandenburger Tor zum Großen Stern rasen sollte.

Etwas abseits steht der Chef der Modemesse Premium, Norbert Tillmann. Er holt seit vier Jahren Modemacher und Fachleute nach Berlin. „Aber das fehlte bislang“, und zeigt auf den hell leuchtenden Bau, in dem der 48 Meter lange Laufsteg aufgebaut ist. „Die Aufmerksamkeit auf Mode in Berlin ist jetzt viel größer.“ Die Zugkraft der Fashion Week funktioniert: Wenn auch der Schauenplan noch sehr übersichtlich ist – angereiste Fachleute haben in den nächsten Tagen genug zu tun. Ausstellungen, Modenschauen, Empfänge, überall in der Stadt wird es bis Sonntag um Mode gehen.

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