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Berlin: Sause unterm Funkturm

Am Freitag startet die 72. Grüne Woche. Es gibt mehrere Sonderschauen und gleich 23 Partnerländer

„Du grünst nicht nur zur Sommerzeit, nein, auch im Winter, wenn es schneit.“ Der Schneefall blieb diesen Winter zwar bislang aus, doch was über den Tannenbaum gesagt wird, gilt in zwei Tagen auch wieder für Berlin – bereits zum 72. Mal.

Am Freitag beginnt auf dem Messegelände einmal mehr die Grüne Woche. 1500 Aussteller aus 50 Ländern präsentieren sich von da an bis zum 28. Januar auf der weltgrößten Verbrauchermesse für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau – dazu gibt es, wie gehabt, jede Menge kulinarische Spezialitäten aus Ländern von A wie Albanien bis W wie Weißrussland. Für Tier- und Pflanzenfreunde bieten die Internationale Blumenhalle und die Teilmesse „Heim – Tier und Pflanze“ Anschauungsmaterial.

Neues gibt es auf dem Sektor alternativer Energien zu entdecken. Mit „BerlinEnergy“ und „Multitalent Holz“ hat die Grüne Woche gleich zwei Sonderschauen erstmalig im Programm. Diese beschäftigen sich mit nachwachsenden Rohstoffen und zeigen unter anderem, wie sich Raps in Biodiesel oder ein Baum in eine Massivholzküche verwandeln lässt. Destruktive Zeitgenossen hingegen werden sich mehr über die Möglichkeit freuen, in der Halle einen Motorsägenführerschein erwerben zu können.

Bei den Ausstellungen geht es jedoch um mehr als nur die Produktion von Kleinholz: „Wir bemerken seit einigen Jahren, dass das Thema Energiewirtschaft immer stärker an Bedeutung gewinnt“, erklärt Wolfgang Rogall, Sprecher der Messe Berlin, die neuen Ausstellungen. „Durch die Präsentation möchten wir den Bauern neue Einkommensmöglichkeiten aufzeigen.“ Darüber hinaus, sagt er, stieg in den vergangenen Jahren auch das Interesse des Publikums an Themen wie Nachhaltigkeit und Ökologie stetig. Dem sei die Messe mit ihrem Angebot nachgekommen: Um gesunde Ernährung kümmert sich die Sonderschau „Talking Food“, die sich besonders an jugendliche Besucher wendet. Das Interesse an ökologischer Landwirtschaft bedient der Biomarkt, der in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert. Und der Erlebnisbauernhof, auf dem sich Besucher über landwirtschaftliche Produktketten und artgerechte Tierhaltung informieren und Schweinen, Hühnern und Kühen begegnen können, wurde noch einmal vergrößert – auf nun 6000 Quadratmeter. Genauso groß ist die Hallenfläche von Russland, das im vergangenen Jahr offizielles Partnerland der Grünen Woche war.

In diesem Jahr gibt es davon nicht nur eins, sondern gleich 23 aus den 27 der Europäischen Union. Die ist diesmal offizieller Partner, der sich in einer eigenen Halle präsentiert. Anlass ist die von Deutschland übernommene EU-Ratspräsidentschaft. So findet auch die morgige Eröffnungsfeier unter dem Motto „Europas Regionen – fit für die Zukunft“ statt, für die Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso ihre Teilnahme zugesagt haben. Zum ersten Mal als Mitglieder der EU sind in diesem Jahr Rumänien und Bulgarien vertreten. Und mit ihnen viele andere Länder aus Mittel- und Osteuropa. Ein gutes Drittel der Aussteller stammt aus dieser Region der Welt. „Diese Länder schätzen die Grüne Woche als Marketingplattform“, sagt Rogall. Als solche war die Grüne Woche in ihrem Gründungsjahr jedoch gar nicht gedacht. 1926 sollte die Messe eigentlich nur den wilden Handel eindämmen, den Handwerker parallel zu den seit Ende des 19. Jahrhunderts veranstalteten Treffen der deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Berlin organisierten. Von diesen Treffen leitet sich auch der Name der Grünen Woche ab. Mit ihren grünen Lodenmänteln prägten die Landwirte damals nämlich jedes Jahr das Stadtbild.

Mit rund 50 000 Besuchern war die Messe bereits in ihrem ersten Jahr ein Erfolg – und blieb es. In ihrer 81-jährigen, nur durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochenen Geschichte präsentierten sich auf ihr insgesamt 72 000 Aussteller aus 116 Ländern mehr als 29 Millionen Besuchern. Mit einer Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte rechnet Sprecher Rogall auch dieses Jahr. Mehr als 400 000 Besucher sollen es wieder werden.

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