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Berlin: Scheitert der Verkauf, fällt der Vorhang

Das Theater des Westens bleibt möglicherweise doch in öffentlichem Eigentum. Jedenfalls ist der Zeitplan für die Privatisierung der alteingesessenen, aber finanziell notleidenden Kultureinrichtung ins Rutschen geraten.

Das Theater des Westens bleibt möglicherweise doch in öffentlichem Eigentum. Jedenfalls ist der Zeitplan für die Privatisierung der alteingesessenen, aber finanziell notleidenden Kultureinrichtung ins Rutschen geraten. Eigentlich sollten die Verhandlungen mit den Kaufinteressenten Ende April abgeschlossen sein. „Das ist nicht mehr aktuell“, sagte Finanz-Staatssekretär Frank Bielka am Mittwoch im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses. Er gab zu, dass das Privatisierungsverfahren „nicht ganz komplikationsfrei“ verlaufe.

„Derzeit“ gehe die Finanzverwaltung zwar nicht von einem Scheitern aus, fügte Bielka hinzu. Er deutete aber an, dass der Verkauf des landeseigenen Musiktheaters in diesem Jahr nicht mehr zustande kommt. „Das ganze Leben steckt voller Risiken“, meinte der Staatssekretär. Risiken, die den Berliner Haushalt zusätzlich belasten. Alice Ströver (Grüne) und Matthias Wambach (CDU) machten die rot-rote Koalition darauf aufmerksam, dass für 2003 im Etat bislang keine finanzielle Vorsorge für die Theater-GmbH getroffen worden sei. Sollte es dabei bleiben, drohe im nächsten Jahr doch die Insolvenz. Gestern musste der Hauptausschuss erst einmal die Liquidität der GmbH nachträglich für 2001 sichern, indem 4,5 Millionen Euro freigegeben wurden.

Der Senat hatte das Theater des Westens im Herbst 2001 ausgeschrieben. Den Vertrag mit dem letzten Intendanten in Landesregie, Elmar Ottenthal, hatte der Senat aufgelöst. Das unternehmerische und künstlerische Risikio sollte jedoch ein Privatunternehmer schultern. Neben der Stella AG, die in Berlin den „Glöckner von Notre Dame“ spielen lässt, hatte sich die Stage-Holding des niederländischen Unterhaltungs-Unternehmers Joop van den Ende beworben. Sie lässt in Hamburg den „König der Löwen“ aufführen. Über weitere Interessenten, die es für das Haus an der Kantstraße angeblich geben soll, schweigt sich die Verwaltung jedoch aus.

Die Stage-Holding hatte im vergangenen Jahr das Metropol-Theater für den symbolischen Preis von einem Euro übernommen. Ein bis zwei weitere Theater sollten in Berlin noch hinzukommen. Neben dem Theater des Westens war auch das Schiller-Theater im Gespräch. Nachdem der direkte Konkurrent Stella im vergangenen Monat Insolvenz für wichtige Unternehmensteile anmelden musste, scheidet er im Rennen um das Theater des Westens vermutlich aus. Zeitgleich wurde bekannt, dass die Stage-Holding nun doch kein Interesse mehr am Metropol habe.

Der Geschäftsführer der Stage-Holding (Deutschland), Maik Klokow, wehrte sich allerdings im Gespräch mit dem Tagesspiegel gegen den Verdacht, zwischen dem nachlassenden Interesse am Metropol-Theater und dem Ausscheiden des Konkurrenten im Rennen um das Theater des Westens bestehe ein Zusammenhang. Die Stage-Holding habe der Finanzverwaltung bereits im Februar mitgeteilt, dass die Investitionskosten für einen Umbau und die Sanierung des Metropol zu hoch seien und sich deshalb wirtschaftlich für die Stage-Holding nicht rechneten. An der Bewerbung um das Theater des Westens wolle die Stage-Holding trotz allem festhalten.

Die Kulturexpertin Ströver fordert, das Metropol-Theater und das Theater des Westens nur gemeinsam zu vergeben. Die FDP schlug in einem Parlamentsantrag vor, das Theater des Westens als Ersatzspielstätte für die drei Opernhäuser in Reserve zu halten, wenn diese saniert werden. Im Senat gibt es offenbar ähnliche Überlegungen. Für die Sanierung der Opernhäuser, insbesondere des Hauses Unter den Linden, hat der Senat auf absehbare Zeit jedoch kein Geld.

Derzeit laufen im Theater des Westens Tournee-Stücke von Musical-Produzent Wolfgang Bocksch: Broadway-Klassiker von „Grease“ bis „Evita“. Die letzte große Ensuit-Produktion war das Musical „Falco meets Amadeus“. oew/za

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