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Berlin: Schimmel auf Erden

Mädchenherzen schlagen höher: Die Spanische Hofreitschule lud zum Empfang

Früher ließ der Kaiser die Pferde tanzen. Vorführungen der Spanischen Hofreitschule in Wien waren seinen persönlichen Gästen vorbehalten. Das hat sicher auch zu ihrem Mythos beigetragen, denn dem exklusiven Kreis blieb wohl gar nichts anderes übrig, als hellauf begeistert zu sein. Heute reicht es aus, ein zahlender oder geladener Gast von Peter Schwenkow zu sein, solche Fortschritte bringt die Demokratie mit sich. Beim VIP-Empfang zu Ehren der Spanischen Hofreitschule Wien in der Berlin-Arena war die Dichte junger Mädchen überdurchschnittlich hoch. Verzicht zugunsten dankbarer Töchter lautete die Parole. Walter Momper etwa, der auf der Gästeliste stand, hatte Frau Anne und Tochter Friederike generös den Vortritt gelassen. Seit ungefähr einem Viertel Jahrhundert ist es das erste Gastspiel des Pferdeballetts, das auf eine 430-jährige Tradition zurückblickt.

In der Pause gingen die Meinungen auseinander. Bekennende Pferdenärrinnen wie Dorothea von Eberhardt, die Protokollchefin bei einigen der wichtigsten Reitveranstaltungen der Welt war, bevor sie sich als Partnerin mit Event-Managerin Isa von Hardenberg zusammenschloss, waren grenzenlos begeistert von Dressur-Kunststücken wie Piaffe, Passage oder Levade: Die wunderbare Harmonie zwischen Pferd und Mensch, die exakte Schrittführung, die schlechterdings umwerfende Darbietung am langen Zügel. . . herrlich. Andere fanden es schon ein bisschen pervers, wie die Pferde sich auf die Hinterhand stellen oder zu Mozarts Musik Pas de deux vollführten. Die jungen Mädchen guckten verträumt.

Moderator Bernd von dem Knesebeck war fast zu hingerissen von den in achter Generation tanzenden Hengsten, um eine lockere Moderation hinzubekommen. Das machte aber nichts, weil er im Ton genau die Gefühlslage der pferdeverliebten Zuschauer traf. Auch diejenigen, die Pferde lieber wild und frei über die Felder jagen sehen, konnten einen kathartischen Effekt mit nach Hause nehmen. Umstrittene Vorstellungen von guter Unterhaltung gibt es nicht erst seit Big Brother.

Bei Wiener Schnitzel und Tafelspitzsülze wurden übrigens auch die Alternativen erörtert, vor denen die frühen Pferdegenerationen so standen. Ob der Einsatz im Krieg erquicklicher gewesen wäre als ein gut gefüttertes Pferdeleben bei Hofe? Dann schon lieber tanzen. . .

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