zum Hauptinhalt

Berlin: Schlechtes Händchen

Von Holger Wild Es zählt zu den erschütternden Erfahrungen auch noch des Erwachsenen, welch ungelenkes, unleserliches Gekrakel er hervorbringt, wenn er einmal nicht mit seiner bevorzugten Hand schreibt. Und so ist es bei allen Verrichtungen: Was mit rechts (oder links, je nachdem) schwungvoll, elegant, zierlich oder jedenfalls selbstverständlich-routiniert von der Hand geht, wird zur mühevollen, gezwungenen, frustrierenden Schwerstarbeit am steten Rande des Scheiterns.

Von Holger Wild

Es zählt zu den erschütternden Erfahrungen auch noch des Erwachsenen, welch ungelenkes, unleserliches Gekrakel er hervorbringt, wenn er einmal nicht mit seiner bevorzugten Hand schreibt. Und so ist es bei allen Verrichtungen: Was mit rechts (oder links, je nachdem) schwungvoll, elegant, zierlich oder jedenfalls selbstverständlich-routiniert von der Hand geht, wird zur mühevollen, gezwungenen, frustrierenden Schwerstarbeit am steten Rande des Scheiterns. Wie wenig bleibt doch von unserer ganz alltäglichen Souveränität übrig – wenn wir doch nichts weiter tun, als einmal die andere Hälfte unseres Körpers ran zu lassen! Aus Hui wird Pfui, aus gerade krumm, aus Geschicklichkeit nur Ungeschick. Der Mensch – ein halbes Wesen.

Heute ist Weltlinkshändertag. Eine gute Gelegenheit, sich in Bescheidenheit zu üben. Heute tun wir alles mit links und die Linkshänder mit rechts! Halten das Geschirr verkehrt, führen die Tasse von der anderen Seite an den Mund, setzen die Rasierklinge mit links an… Ohje. Nein, da bleiben wir doch lieber unbescheiden. (Seite 11)

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false