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Berlin: Schleimige Gartenplage

Auch Schnecken fühlen sich bei Regen wohl Das Wetter soll erst am Wochenende besser werden

Die Menschen blicken zum regenschweren Himmel und rollen mit den Augen, aber Läuse und Motten genießen das Wetter und vermehren sich nach Kräften – und noch ein Schädling tut es ihnen gleich: Die Schnecken vermehren sich bei dem nassen Wetter so prächtig, dass die Gartencenter über sehr gute Geschäfte mit Schneckenkörnern berichten können. In den vergangenen Wochen regnete die drei bis vierfache Regenmenge als zu dieser Jahreszeit üblich auf Berlin herab. Besser wird es in nächster Zeit auch nicht, wie es beim Wetterdienst Meteomedia heißt. Montag und Dienstag würden vielleicht komplett sonnenfrei, sagt der Experte Thomas Globig. Auf Sonnentage könne man erst wieder am Wochenende hoffen. Das freut nur Schädlinge.

Baumschulen verzeichnen ein Drittel mehr Pilze und Läuse als zu dieser Jahreszeit üblich. Vor allem sind das Mehltaupilze, die sich als kleine weiße Flecken auf beispielsweise Hortensien setzen, oder der Sternrußtau. Dieser Pilz mit schönem Namen macht dunkelbraune, sternchenförmige Flecken auf Rosen und lässt deren Blätter braun werden. Meist helfen dagegen nur Funghi- und Herbizide. Damit die Spritzmittel wirken können, muss es zuvor aber mal sieben Stunden lang nicht regnen. Auch Blattläuse gedeihen gerade besonders prächtig, ganz speziell auf Bambus. Sie lassen sich mit einer Lauge aus Spülmittel und Wasser bekämpfen. Gegen die hartnäckigen Nacktschnecken wirken aber nur die so genannten Schneckenkörner. Die gibt es inzwischen auch auf Basis von Eisenphosphat statt Metaldehyd, was sich in der Schnecke nicht abbaut und so auch Igel und sonstige Schneckenfresser schädigt. Nachdem die Schnecken die Körner gefressen haben, verlieren sie an Appetit, verkriechen sich im Erdreich und sterben.

Ökologisch vorbeugen können Gartenbauer durch eine große Artenvielfalt. „Bei über 500 Pflanzenarten auf einem Hektar Fläche haben wir gar keine Probleme mit Schädlingen wie Schnecken“, sagt Stefan Schlüter, Sprecher der „Erlebniswelt Steinzeichen“, zu der der Garten der Nationen gehört. Hier wird beispielsweise Katzenminze zwischen Rosen gepflanzt, und die schreckt selbst Nacktschnecken ab.

Und irgendwann soll auch das Wetter noch mal mehr den Menschen gefallen als den Schädlingen. Dass der August nahtlos in den Herbst übergeht, sei nicht zu befürchten, sagt Meteomedia-Mann Globig. Er verspricht noch ein paar Sonnentage. Allerdings wird es dafür vorher noch mal richtig kalt: Um die 17 Grad schafft das Thermometer in den nächsten Tagen nur. Diese niedrigen Temperaturen lässt dann auch noch die Fäulnis über empfindliche Früchte herfallen, und Tomaten und Kirschen springen auf. Obstbauern erwarten deshalb bespielsweise eine mehr als 20 Prozent niedrigere Ernte bei den Sauerkirschen. jea

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