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Berlin: Schleppen bei 30 Grad

Jetzt hat Mitte nicht mal mehr ein Luft-Schloss: Kabarett spielt in Zukunft in Friedrichshain

Sie hätten auch ins Schwimmbad gehen können. Stattdessen schleppten gestern Hunderte bei 30 Grad Umzugskisten, freiwillig. Denn gemeinsames Schwitzen stärkt offenbar das Gemeinschaftsgefühl – zumindest bei den Fans vom BKALuftschloss. Nach sechs Jahren auf dem Schloßplatz Unter den Linden schlägt die Berliner-Kabarett-Anstalt ihr Zelt jetzt auf dem brach liegenden Bewag-Gelände in der Straße der Pariser Kommune beim Ostbahnhof auf. Am 28. August soll Einweihung gefeiert werden. „Jetzt sind wir nah an der Szene in Friedrichshain“, sagt BKA-Sprecher Michael Hetscher beim Gang über den Acker, der übermorgen Bühne sein soll. Ein anderer Vorteil des neuen Geländes: „Sechs Jahre lang hatten wir kalte Füße. Jetzt kriegen wir ein neues Heizsystem.“ Die Bewag, Vermieter der Brache, will die Kabarettisten mit Fernwärme versorgen. Außerdem habe man nun viel Platz und die Sicherheit, die nächsten Jahre hier bleiben zu können. Deshalb rücken nächste Woche die Bagger an und bauen neben dem Zelt eine Halle für die lautstarken Konzerte.

Während am Sonntagvormittag auf dem Schloßplatz Arbeiter die letzten Zeltstangen aus dem Boden graben, laden die Freiwilligen am Ostbahnhof einen Lkw mit den Büro- und Dekomaterialien aus. „Ich wohne hier um die Ecke, gehe gerne ins BKA und hatte noch nichts vor heute“, sagt Lars Kalweit und hievt eine Kiste hoch. „Das BKA ist so klasse“, sagt ein anderer, „da musste ich beim Umzug dabei sein.“ Frau Schweitzer, die Buchhalterin des BKA, ist mit Mann, Tochter und Schwiegersohn zum Helfen gekommen, der Enkel döst im Kinderwagen. Auch er trägt an diesem besonderen Tag eines der blauen T-Shirts, das die BKA-Leute an ihre Groupies verteilen. Nach der Plackerei gibt es Würstchen und Wasser umsonst. In einer verfallenen Halle des ehemaligen Heizkraftwerkes stehen Tische und Bänke, eine Band spielt, draußen trommeln drei Afrikaner aus Ghana – auch sie sind BKA-Groupies. Dutzende Helfer sonnen sich auf einem kleinen Sandstück. „Wozu braucht man ein Schwimmbad“, sagt die 20-jährige Julia Pankowski, „auch hier wird man braun.“ clk

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