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Berlin: Schlichtung und "Konfliktlotsen" sollen Aggressionen in Grenzen halten

"Meistens hören sie auf uns", sagt Alda Barleben, "das hätte ich nicht gedacht." Die Zwölfjährige geht auf eine Grundschule in Spandau und ist gelernte "Konfliktlotsin".

"Meistens hören sie auf uns", sagt Alda Barleben, "das hätte ich nicht gedacht." Die Zwölfjährige geht auf eine Grundschule in Spandau und ist gelernte "Konfliktlotsin". Sie greift ein, wenn sich Mitschüler in die Haare kriegen. Sie übernimmt den Part der unparteiischen Dritten, die zuhört und dann versucht, eine einvernehmliche Lösung für die Streithähne zu finden. Oft wird diese Lösung sogar in einem "Vertrag" schriftlich fixiert.

Die Birken-Grundschule ist eine von etwa 30 Schulen in Berlin, an denen Lehrer und Jugendliche versuchen, neue Wege in der Gewaltprävention zu gehen. Schüler und Schülerinnen lernen in speziellen Kursen bei Konflikten einzugreifen und zu schlichten, damit Aggressionen nicht in Gewalt münden.

Seit zwei Jahren nehmen an der Birken-Grundschule die Schüler die Schlichtung von Streitigkeiten selbst in die Hand. Die Pädagogin Luzie Haller bemerkt seitdem auf dem Schulhof eine Klimaveränderung, einen "neuen Geist". Sie habe in ihrer Klasse so gut wie keine Gewaltprobleme mehr, sagt sie. Die Konflikte, die täglich anstünden, seien meist nicht "kloppende Sechstklässler", sondern von anderer, subtilerer Art: Vorfälle wie Mobbing oder geklaute Stifte und bekleckerte Hosen, die den Klassenfrieden störten.

Nach Ansicht der Gewaltbeauftragten beim Landesschulamt, Bettina Schubert, ist die Zahl der Gewaltvorfälle, die von den Schulen gemeldet werden, in den vergangenen Jahren relativ konstant geblieben. Mit dem Konfliktlotsenmodell könnten die Schüler miteinander Lösungen entwickeln, "die ihnen besser entsprechen als Lösungen, die von Erwachsenen aufgedrückt werden". Anders als Lehrer werden die Konfliktlotsen von den Streitenden nicht als mehr oder minder autoritäre Richterpersönlichkeiten betrachtet, die nach dem Schuldigen suchen und vielleicht sogar Strafen erteilen, letztlich aber weit entfernt von den Problemen sind.

Die Erfahrungsberichte von Luzie Haller und Alda Barleben sind Teil eines Handbuches der "Berliner Frauenfraktion", das am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Unter dem Titel "Mischt euch da nicht ein!" werden unter anderem die Schulen aufgezählt, die mit diesem Modell der Gewaltprävention arbeiten.

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