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© Mike Wolff

Schloss Schönhausen: Blitzblank polierte Perle

Das Schloss Schönhausen wurde aufwendig restauriert. Am Wochenende dürfen die Berliner reinschauen.

Das Schloss Schönhausen, diese Perle des Rokoko in einem Park in Niederschönhausen, öffnet zum Abschluss aufwendiger Restaurierungsarbeiten seine Türen für das neugierige Publikum. Allerdings: Das Interieur fehlt, die Säle sind noch leer. Erst am 19. Dezember soll das Haus als Museumsschloss eröffnet werden. Doch schon an diesem Wochenende dürfen wir die 8,6 Millionen Euro teure Sanierung begutachten, genießen und beklatschen. Mit 1,35 Millionen beteiligte sich auch die private Cornelsen-Kulturstiftung an der Wiedergeburt dieses Pankower Schmuckkästchens.

Zunächst Landsitz preußischer Adelsfamilien, wurde es 1740 zum Sommersitz der Frau Friedrichs des Großen, Königin Elisabeth Christine. Nach ihrem Tode 1797 fielen Schloss und Park in einen langen Dornröschenschlaf. Erst nach 1945 wurde das Schloss in Niederschönhausen wieder berühmt – als Amtssitz des DDR- Präsidenten Wilhelm Pieck. Dessen Genossen aus der Führungsetage des neuen Staates (Otto Grotewohl, Walter Ulbricht, Johannes R. Becher) wohnten gleich nebenan, in den Villen im streng bewachten „Städtchen“ am Majakowskiring, für Konrad Adenauer waren es „die Machthaber von Pankoff“, und Udo Lindenberg wollte sie mit dem Sonderzug besuchen, obwohl ihre neue Adresse längst das ferne Wandlitz war. Nur zur Stimmabgabe bei den „Wahlen“ kamen sie zurück in eine weiße Villa nahe dem Schloss, in dem – nach dem Tode Wilhelm Piecks – zahlreiche Staatschefs ihre Häupter im Gästehaus der DDR-Regierung betteten, zuletzt Königin Beatrix, Francois Mitterand und Michail Gorbatschow, davor Libyens Gaddafi, PLO-Chef Arafat, Indira Gandhi, Ho Chi Minh oder Fidel Castro. Das „Fußvolk“ nächtigte derweil in einem Hotel-Plattenbau-Komplex am Rande des Schlossparks, im Gegensatz zum Schloss bietet das mit einem passablen Restaurant ausgestattete Haus einen trostlosen Anblick, weil es seit Jahren leer steht.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg übernahm im Juni 2005 die Verwaltung des Schlosses. Zügig begannen die Arbeiten. „Parallel zur Dachsanierung, der Abnahme des Glaskröselputzes aus dem Jahr 1983 und dem Kalkanstrich in einem rötlichen Gelbton gingen mit dem kompletten Austausch der Haustechnik auch die Arbeiten im Innern voran“, sagt Ulrich Henze von der Schlösserstiftung. „Im Vordergrund standen dabei das Freilegen und Restaurieren originaler Raumdekorationen und deren behutsame Ergänzung“. Bei der Sanierung wurde darauf geachtet, dass die unterschiedlichen Nutzungen sichtbar bleiben, vom Festsaal, dem einzigen erhaltenen Rokokosaal in Berlin, bis zum Arbeitszimmer von DDR-Präsident Wilhelm Pieck. Der Festsaal wird übrigens für Veranstaltungen vermietet.Lothar Heinke

Besichtigung: Sonnabend und Sonntag von 11 bis 17 Uhr, Eintritt 3 Euro, Kinder frei, dazu Lesungen und Musik

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