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Schlossplatz: Die Wiese der Republik - vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren - Berlins Mitte nach dem vorläufigen Aus für das Stadtschloss: Der Baustopp beflügelte die Fantasie. Manche wünschten sich Kunst, andere wollten die Leerstelle erhalten. Was Christoph Spangenberg damals schrieb.

Die Bagger können abbestellt werden, der Schlossplatz bleibt wahrscheinlich bis mindestens 2014 vom Lärm und Staub der Bauarbeiten für das Stadtschloss verschont. Statt großer Baustelle gibt es nun große Ratlosigkeit. Und eine 21 600 Quadratmeter große Fläche mit 18 110 Quadratmeter Rasen. Den nutzen die Berliner begeistert, seit endlich der Sommer in die Stadt gekommen ist. Ausruhen im saftigen Grün, die Spree zur Seite, mit Ausblick auf Dom, Lustgarten und Nikolaiviertel. Damit sollte mit Beginn der Bauarbeiten im nächsten Jahr eigentlich Schluss sein. Jetzt stellt sich die Frage, was mit dem zwischenzeitlichen Ruhepol auf der Museumsinsel geschieht. Bleibt die Wiese mit Holzstegen oder wird in großem Stile umgestaltet?

Noch keine klare Vorstellung hat Mathias Gille, Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Wichtig sei, dass es ein herausragender Platz werde, der entsprechend gut aussehe. „Da werden Künstler mit einbezogen und es wird mit den Bürgern gesprochen.“ Ein Zubauen mit festen Installationen wie Arkaden oder Kolonnaden komme nicht in Frage, Imbissbuden wolle er ebenso wenig sehen. Gille sagte, dass es noch keine konkreten Überlegungen gebe. Ohne Schloss werde die Humboldt-Box stärker ins Interesse rücken müssen. Dass deren Bau ebenso gestoppt wird, glaubt Gille nicht. Die Bauherren der Box, die Firma Megaposter, bestätigten: Die Arbeiten gehen weiter wie geplant.

Megaposter-Chef Gerd Henrich hat gleich eine Idee fürs Schlossareal: Ein Kulturpark, in dem alte Statuen und Elemente des Originalschlosses mit Infotafeln aufgestellt werden. So wäre zudem gewährleistet, dass es auch bei der Zwischennutzung um das Thema Stadtschloss geht. Volker Hassemer von der „Stiftung Zukunft Berlin“ will bis zum Baustart „Appetit auf das Humboldtforum machen.“ Auf der Rasenfläche will er mögliche künftige Ausstellungsinhalte präsentieren. Keinesfalls dürfe der Platz „zu einem Rummelplatz“ mit Weihnachtsmarkt und Public Viewing werden, dafür sei er zu bedeutend. Bei der Gestaltung sei wichtig, dass sie wirklich nur auf Zeit erfolge. Ein Konzept wie das der Temporären Kunsthalle, deren Bau Ende August schließt und dann abgebaut wird, würde Hassemer begrüßen.

Ein längerer Verbleib der Temporären Kunsthalle kommt nicht in Frage. „Das war von Anfang an auf zwei Jahre angelegt, ein Weitermachen müsste ja auch finanziert und konzipiert werden“, sagte Sprecherin Bärbel Hartje. Persönlich wünscht sie sich, dass die Rasenfläche bleibt. Freiflächen in der Stadt seien großartig, man könne das Drumherum viel besser wahrnehmen. „Freie Flächen müssen nicht immer zugebaut werden, die sind doch ein Geschenk an die Stadt.“ Das sieht auch Mittes Stadtrat für Stadtentwicklung Ephraim Gothe so. „Das wird als Liegewiese im Zentrum gut angenommen.“ Die jetzige Lösung sei auch zum Überbrücken weiterer drei Jahre geeignet. In der Humboldt-Box solle auf das künftige Forum verwiesen und statt der Baustelle des Schlosses die der hier geplanten U 5 erklärt werden.

Keine Gedanken über eine Neugestaltung macht sich Wilhelm von Boddien vom Förderverein Berliner Schloss: „Ich würde da erstmal gar nichts machen, das kostet alles Geld, das man lieber ins Schloss stecken sollte.“ Von Boddien ist auch gegen eine Umgestaltung mit mehr Pflanzen: Bei deren späterer Abholzung würden nur wieder die Grünen protestieren.

Kreative Vorschläge gab es in der Vergangenheit zuhauf. Sie reichten von einem Lichtfeld mit Laternenmasten bis zu Dächern mit einem Beachvolleyballfeld darunter. Am exotischsten war der Vorschlag von Regisseur Christoph Schlingensief: Passend zu den völkerkundlichen Sammlungen, die im Humboldtforum eigentlich eines Tages präsentiert werden sollen, wollte er ein afrikanisches Dorf bauen lassen.

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren".

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