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Berlin: Schön ist, was sich verändert

Prominente stellen ihre Lieblingsbilder aus der MoMA-Ausstellung vor: Georgette Dee mag Adolph Gottliebs „Explosion I“

„Mein erster Gedanke war: Das ist eine Stadtlandschaft unter einer roten Sonne. Rote Sonnen faszinieren mich, weil sie zu Übergängen gehören, zu Morgenden und Abenden. Man kann direkt reingucken, weil die Strahlen nicht so grell sind. Das ist für mich ein Symbol für Veränderung, der wird in unserer Gesellschaft ja normalerweise zu wenig Rechnung getragen. Dabei ist Veränderung das, was unser Leben am meisten prägt. Wir haben immer Angst davor. Wenn wir sterben, denken wir, es ist alles vorbei. Ist doch Quatsch. Da stehen schon hundert Millionen andere Lebewesen in den Startpuschen, Blümchen und Tierchen – whatever. Natürlich, Veränderung hat immer etwas Bedrohliches, aber auch etwas Schönes.

Das Bild heißt „Explosion“, das Schwarze könnte also auch eine zerstörte Stadtlandschaft sein. Oder aber der Moment, wenn es gerade Morgen wird und die Sonne mit aller Gewalt hereinbricht.

Ich kann mich noch erinnern, letztes Jahr gab es oft ein ungewöhnliches Licht: Wenn am Himmel dunkle Wolken hängen. Dann scheint die Sonne plötzlich aus dem Norden zu kommen. Bei mir im Garten steht ein großer Bambus, der wirkte dann ganz verändert, weil er von einer Seite beleuchtet war, von der er sonst nie beleuchtet ist. Wunderschön mit den glänzenden Regentropfen, aber es hatte auch etwas Explosives und etwas Unheimliches. Das ist der Sinn von Kunst für mich: Dass Assoziationen auftauchen und ich mich vor einem Bild mit meinen Gefühlen auseinander setze. Das Leben eines Malers interessiert mich generell wenig, es erklärt nicht die Kunst, die er macht. Völlig verstiegen von diesen unbegabten Akademikern – immer dieses Rumgeschreibsel: Und den Pinselstrich hat er jetzt gezogen, weil seine dritte Tochter in dem und dem Jahr Mumps hatte. Bei mir versuchen die Leute auch immer, alles über mein Leben zu erklären, am meisten fasziniert sie dieser Geschlechterzirkus. Was ich ja auch verstehen kann, aber das hat nichts zu sagen über das, was ich mache.“ ase

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