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Berlin: Schönes Geld für Schönefeld

Der neue Flughafen Berlin-Brandenburg braucht einen Namen. Soll die Bezeichnung an Sponsoren verkauft werden? Ein Pro & Contra

Willy Brandt liegt vorne. Bei verschiedenen – nichtrepräsentativen – Abstimmungen ist der ehemalige Regierende Bürgermeister und Bundeskanzler Favorit bei der Namensgebung für den neuen Flughafen in Schönefeld. Aber auch Marlene Dietrich und Albert Einstein liegen gut im Rennen. Einen ganz anderen Namen kann sich dagegen der FDP-Fraktionsvorsitzende Martin Lindner vorstellen. Um die Steuerzahler zu entlasten, könnte die Flughafengesellschaft den Namen ausschreiben lassen, schlägt Lindner vor. Wer am meisten bietet, könnte dann den Flughafen nach seinem Unternehmen nennen – wie es bereits bei Fußballstadien oder Sporthallen praktiziert wird.

Die Flughafengesellschaft hält sich bisher bei der Diskussion zurück. Erst 2009 soll der künftige Name festgelegt werden – zwei Jahre vor der geplanten Inbetriebnahme. Der Name gehöre zum „Markenbildungsprozess“ für den neuen Flughafen, sagte der Sprecher des Unternehmens, Ralf Kunkel. „Schnellschüsse“ hülfen jetzt nicht weiter.

Intern findet man den Vorschlag Lindners durchaus interessant, auch wenn es offiziell dazu keine Stellungnahme gibt. Geld kann der Flughafen auch gut gebrauchen, denn die bisherigen Bauangebote für das geplante Abfertigungsgebäude liegen 400 Millionen Euro über den von den Planern veranschlagten Kosten. Der Bau des Terminals wird deshalb neu ausgeschrieben.

Würde auch die Namensvergabe ausgeschrieben, hätte Berlin wohl weltweit den einzigen Flughafen, der nach einem Unternehmen benannt ist. Fußballvereine und Hallenbetreiber sind hier schon lange vorgeprescht. Das neue Stadion in München hieß von Anfang an Allianz-Arena. Aber auch traditionsreiche Namen mussten bereits dem Kommerz weichen. So wurde aus dem Volksparkstadion in Hamburg zunächst die AOL-Arena, derzeit ist es die HSH Nordbank Arena.

Auch in Berlin gibt es immer wieder Vorstöße, das Olympiastadion umzubenennen. Die neue Halle am Ostbahnhof, die von der Anschutz-Gruppe gebaut wird, ist bereits nach dem Telefonunternehmen O2 benannt.

Auch bei den Berliner Verkehrsbetrieben BVG gab es bereits die Idee, Bahnhöfe der U-Bahn – gegen Geld – nach Namen von Unternehmen zu nennen. Unter anderem wollten die Betreiber der Gropius Passagen in Neukölln den benachbarten Bahnhof Johannisthaler Chaussee nach ihrem Einkaufszentrum nennen. Die BVG lehnte ab – und derzeit sei auch nicht vorgesehen, auf solche Vorschläge einzugehen, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz.

Die Namen von Bahnhöfen und Haltestellen müssten eine Orientierungshilfe für Ortsunkundige sein; Bezeichnungen nach Unternehmen könnten dagegen irritieren. Die Bahnhöfe Siemensdamm oder Otisstraße seien nicht nach Firmen, sondern nach Straßen benannt. Den Namen Otisstraße bei den U-Bahnhöfen gibt es allerdings erst seit Anfang 2003. Vorher hieß die Station Seidelstraße. Die Umbenennung erfolgte auf Wunsch – und Kosten – des Aufzugherstellers Otis. Durchgesetzt hat sich aber der Name Borsigwerke an der U 6 in Tegel, der 1958 eröffnet worden ist. Von den ursprünglichen Borsigwerken ist allerdings nicht viel übrig geblieben.

Dass sich beim Flughafen ein kommerzieller Name durchsetzen würde, glaubt auch Lindner selbst nicht so recht. Im Sprachgebrauch würde der neue Flughafen in Schönefeld einfach kurz und knapp Berlin heißen. Auch wer nach München fliege, gebe als Ziel nicht den Franz-Josef-Strauß-Flughafen an. Die Namensausschreibung sei aber auf jeden Fall einen Versuch wert, ist Lindner überzeugt.

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