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Berlin: „Schon in Vietnam protestiert“

ReinholdWassmann(53) will als lebender Schutzschild nach Bagdad

Herr Wassmann, Sie haben die Aktion „Last Minute to Bagdad“ gestartet und wollen mit fünf Begleitern als menschliches Schutzschild in den Irak. Haben Sie schon Ihr Testament gemacht?

Einige von uns haben Auslandskrankenversicherungen, ein paar haben auch schon ihr Testament aufgesetzt. Ich bin nicht dazu gekommen, wir fliegen ja schon Mittwoch.

Glauben Sie, dass sechs Berliner in der irakischen Wüste einen Krieg verhindern können?

Das ist tatsächlich fraglich. Ich habe schon vor 31 Jahren in Vietnam demonstriert, und mir fällt auch heute nichts besseres ein, als vor Ort Präsenz zu zeigen. Aber wir hoffen schon, das wir den Krieg noch verhindern können, wenn schnell was passiert.

Haben Sie schon Empörung für Ihre Aktion geerntet, etwa von Eltern?

Noch nicht. Wir wollen aber auch keine Jugendlichen in den Irak führen, wir wollen volljährige Menschen. Ich gehe mit der Gruppe voraus, um zu schauen, ob ich das anderen überhaupt zumuten kann. Wenn ja, komme ich zurück und hole andere nach. Wenn nicht, bleiben wir allein im Irak.

Und geben Ihr Leben für einen Diktator her.

Das ist zigmal bei uns diskutiert worden. Natürlich sind wir alle gegen das Regime von Hussein, das ist verabscheuungswürdig und muss abgeschafft werden. Aber was haben denn die USA im Golfkrieg angerichtet? Zivilisten bombardiert, die Wasserversorgung abgeschnitten und in eklatantem Maß gegen das Völkerrecht verstoßen. Das ist viel schlimmer als das, was Hussein macht.

Im Falle des Falles: Möchten Sie in Berlin oder im Irak beigesetzt werden?

Ich lege keinen Wert darauf, zurückgeflogen zu werden.

Das Gespräch führte Christian Hönicke.

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