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Im Frühjahr sind die Bootstouren auf dem Landwehrkanal beliebt bei Touristen und Berlinern. Unter Wasser findet sich aber so manches Hindernis.

© Kitty Kleist-Heinrich

Müll im Landwehrkanal in Berlin: Schrott ahoi!

Mit dem Frühlingswetter beginnt auch die Saison für Berlins Ausflugsschiffe. Die haben mit Müll am Grund zu kämpfen, der die Schiffe blockiert – vom Bademantel bis zum Tresor.

Temperaturen von bis zu zwanzig Grad: Ab dem Wochenende wird wieder jeder freie Platz in der Sonne gierig von den Berlinern und den Touristen ihrer Stadt umkämpft sein und der lang ersehnte Andrang auf die vielen Freizeitaktivitäten endlich beginnen.

Eine der schönsten Perspektiven auf die langsam ergrünenden Straßen und Plätze eröffnet sich vom Wasser aus, zumal die Hauptstadt gern damit angibt, mehr Brücken als Venedig zu haben. Dass Berlin flächenmäßig auch doppelt so groß ist – geschenkt. Eine gute Gelegenheit für diesen Blick bieten zum Beispiel die vielen Bootsfahrten, die unter anderem auf Spree, Havel und Landwehrkanal angeboten werden.

Der Landwehrkanal ist besonders betroffen

Für die Reeder, Betreiber und Kapitäne bedeutet das angekurbelten Umsatz – und viel Arbeit. Buchstäblich zu schaffen macht ihnen haufenweise Schrott, der in den Berliner Gewässern versenkt wird. Der blockiert immer mal wieder den Antrieb der Schiffe, die deswegen ausfallen. Besonders groß ist das Problem im Landwehrkanal, denn der ist nur zwischen 1,40 Meter und 1,60 Meter tief, einige der Schiffe haben aber schon einen Tiefgang von 80 bis 130 Zentimetern. Viel mehr als die sprichwörtliche Handbreit Wasser unterm Kiel bleibt da nicht – und die ist eben oft aufgefüllt mit Schrott. „Im letzten Jahr ist es uns zu Beginn der Saison wöchentlich passiert, dass eines unserer Schiffe im Landwehrkanal havarierte“, sagt Andreas Behrens, Geschäftsführer der Stern-und-Kreis-Schifffahrt. Das sei zwar nicht in jedem Jahr so schlimm, aber die Schäden können in einem Jahr in den fünfstelligen Bereich steigen.

Schaut man sich die Liste der Dinge an, die sich in den Schiffsschrauben verfangen, muss man annehmen, die Übeltäter hätten selbige ziemlich locker. Angefangen bei Decken, Handtüchern und Bademänteln geht es weiter bis zu Fahrrädern, Behrens hatte es sogar mal mit einer halben Federkernmatratze zu tun.

Wenn ein Schiff havariert, kann der Kapitän bloß noch versuchen, ans Ufer oder die nächstgelegene Anlegestelle zu gelangen. Für die Passagiere bedeutet das oftmals die vorzeitige Endstation. Dann rücken Taucher aus, die vor Ort versuchen das Problem zu beheben. Gelingt das nicht, muss das Schiff abgeschleppt werden, verbunden mit höheren Kosten.

Um das Problem wenigstens einzugrenzen, fahren Peilboote und Reinigungsschiffe die Gewässer zu Beginn jeder Saison ab und suchen nach allem, was stören könnte. Weil der Landwehrkanal eine Bundeswasserstraße ist, ist hier das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) zuständig für alles, was auf dem Grund liegt. In diesem Jahr hat das WSA bereits zweimal Boote durchgeschickt, um einen Zustand wie den des Vorjahres zu vermeiden.

Unter den versenkten Dingen waren auch Tresore

Nun könnte man annehmen, dass besonders im Sommer viel Schrott in den Wasserstraßen landet, wenn viele Menschen draußen und an den Ufern sind. Tatsächlich ist aber der Winter die schlimmste Zeit der Verunreinigung. In den vergangenen Jahren habe das Ausmaß sogar noch deutlich zugenommen. Einkaufswagen finden sich in den Charts der versenkten Dinge, mitunter hätten Unbekannte ganze Möbelgarnituren und Sofas im Kanal versenkt, im Winter werden diese auch gern mal aufs Eis des zugefrorenen Kanals geschoben. Die WSA kann dann kaum etwas machen, weil das Betreten der Eisfläche meist zu gefährlich sei, sagt WSA-Sprecher Björn Röske.

Und dann ist da noch ein Gegenstand, weit oben auf der Liste: Tresore. „Die sind dann zum Beispiel nach Einbrüchen erst einmal aus dem Blickfeld“, sagt Röske. „Und wenn sie im Frühjahr geborgen werden, sind alle möglichen Spuren längst verwischt.“

Immerhin eine Sache habe nachgelassen: In den 90er Jahren seien viel öfter Autos und Motorräder in den Flüssen und Kanälen gelandet, das sei mittlerweile viel weniger geworden. Jeder kann selbst entscheiden, ob es Pech war, Schicksal oder die verdiente Strafe, die einem Umweltsünder zuletzt widerfuhr. Als ein Unbekannter illegal seinen Schutt im Wasser abladen wollte, versenkte er versehentlich seinen kompletten Anhänger mit. Der Weg zum Recyclinghof wäre deutlich einfacher gewesen.

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