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Berlin: Schütze blieb unerkannt

Kugeln trafen Polizisten – 31-Jähriger freigesprochen

Der junge Polizist und seine schwangere Lebensgefährtin kamen gerade aus der Schaubühne am Lehniner Platz. Sie hatten eine Shakespeare-Inszenierung gesehen, die mit einer Schießerei zu Ende gegangen war. Der angehende Kommissar regte sich über die Theater-Szene auf. „Plötzlich knallte es, und ich verspürte einen Schmerz in den Beinen“, sagte der 34-Jährige gestern vor dem Amtsgericht Tiergarten. Dort sollte geklärt werden, ob der 31-jährige K. für die Schüsse bei einer wilden Verfolgungsjagd auf dem Kurfürstendamm im April 2002 verantwortlich war.

Dass der junge Polizist ein Zufallsopfer geworden war, stand schnell fest. Zeugen sahen die beiden Fahrzeuge, die mit hoher Geschwindigkeit auf den Kurfürstendamm preschten. Vorn ein Mercedes, in dem K. saß, dicht dahinter ein BMW. Die Anklage warf K. nun vor, aus seinem Auto heraus in Richtung seiner Verfolger geschossen und dabei den unbeteiligten Polizisten in beide Beine getroffen zu haben. Indiz war die Tatwaffe, die eine Passantin gefunden hatte.

Der türkische Angeklagte, der früher als Chef einer Sicherheitsfirma mit Türstehern zu tun hatte, bestritt das. Er sei von vier ihm unbekannten Männern vor einer Videothek angegriffen worden. Sie hätten ihn geschlagen, mit einem Revolver bedroht. Aus seiner Sicht im Auftrag eines arabischen Clans. „Ich drückte die Waffe weg, deshalb fand man meine Fingerabdrücke darauf.“ Dann sei er im Auto geflohen. Die Verfolger entkamen unerkannt. „Wir konnten uns nur um ein Fahrzeug kümmern“, sagte ein Polizist. Obwohl den Beamten der BMW verdächtig vorkam, merkten sie sich nicht das Kennzeichen. Viele Pannen, eine dürftige Beweislage: K. wurde vom Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung freigesprochen.

Kerstin Gehrke

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