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Berlin: Schulamtsleiterin sieht kein Versäumnis

Obwohl eine Reinickendorfer Schülerin sechs Monate schwänzte, weist die Verwaltung Vorwürfe zurück

Das Bezirksamt Reinickendorf hat gestern den Vorwurf zurückgewiesen, sich um den Fall der elfjährige Dauerschwänzerin Julia J. nicht genügend gekümmert zu haben. Laut Schulamtsleiterin Simone Foryta hat es keine Versäumnisse gegeben. „Die Mühlen der Verwaltung mahlen eben langsam“, kommentierte sie die Tatsache, dass das Mädchen erst seit Oktober wieder regelmäßig zum Unterricht erscheint, obwohl sich die Schule bereits im April an die „bezirkliche Koordinierungsstelle gegen Schulverweigerung“ gewandt hatte.

Wie berichtet, hatte die Polizei das Mädchen in einer kalten verdreckten Wohnung ohne Nahrungsmittel angetroffen. Später stellte sich heraus, dass die Familie bereits seit langem Probleme mit den Behörden hatte.

Die Senatsverwaltung für Bildung und Jugend hat jetzt genau rekonstruieren lassen, was die Ämter alles unternommen hatten, um dem Mädchen zu helfen. Dabei kam heraus, dass die Leiterin der Chamisso-Grundschule bereits am 22. März bei der Mutter nachgefragt hatte, warum ihre Tochter nicht zum Unterricht erschien. Als die Familie nicht reagierte, richtete die Schule eine Schulversäumnisanzeige an die bezirkliche Koordinierungsstelle gegen Schulverweigerung.

Dann tat sich aber erstmal nichts. April und Mai gingen ins Land, ohne dass etwas passiert wäre: Es gab lediglich eine erneute Nachfrage der Schule bei der Mutter und ein erneutes Schreiben an die Koordinierungsstelle. Der dort eingesetzte Sozialpädagoge machte dann erst am 7. Juni einen Hausbesuch und ließ sich von der Mutter mit dem Hinweis vertrösten, dass das Kind an eine andere Schule wechseln solle, weil es an der alten Schule gemobbt werde.

Erst nach den Sommerferien am 9. August ergab ein Anruf des Sozialpädagogen in der angeblichen neuen Schule, dass das Mädchen dort gar nicht angemeldet war. Erst dann beantragte der Sozialpädagoge die „Zuführung bei der Polizei“. Es dauerte weitere zehn Wochen, bis ein regelmäßiger Schulbesuch vermeldet werden konnte.

Als Konsequenz aus dem zähen Verlauf der „Maßnahmen“ sagte Schulamtsleiterin Foryta gestern, die Koodinierungsstelle reiche eben bei schwierigen Fällen nicht aus, weil sie nur schulamtsintern wirke. Man brauche vielmehr eine weitere Stelle, die auch in das Jugendamt hineinreiche. Das könne der Sozialpädagoge allein nicht leisten.

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