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Berlin: Schuldbekenntnis im Jüdischen Museum

Eine neue Studie der Dresdner Bank zu ihrer NS-Verstrickung findet viel Lob. Doch die Wahl des Ortes zur Präsentation stößt auf ebenso viel Ablehnung

Der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Jüdische Gemeinde in Berlin sind verwundert. Am 17. Februar lädt die Dresdner Bank zu einem Kolloquium über die NS-Vergangenheit der Bank ein – ins Jüdische Museum. Anlass ist die über 2300 Seiten umfassende Studie „Die Dresdner Bank im Dritten Reich“, die belegt, wie sehr das Bankhaus in die nationalsozialistische Vernichtungspolitik verstrickt war. Die Studie erscheint nächste Woche.

Zu dem Kolloquium wurden auch Präsidiumsmitglieder des Zentralrats eingeladen. Zentralratsvize Salomon Korn wird aber auf keinen Fall teilnehmen, weil er es falsch findet, dass das Kolloquium ausgerechnet im Jüdischen Museum stattfindet. Er sieht in der Wahl des Ortes einen „unangemessenen Umarmungsversuch“. Schon im September habe er der Bank zu bedenken gegeben, ob das Jüdische Museum der richtige Ort ist. Denn es entstehe der Eindruck, dass sich die Bank hinter dem Museum verstecken wolle – was der Studie schade, die Korn „sehr gelungen“ findet.

Auch Gideon Joffe, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Berlin, will der Veranstaltung fern bleiben. „Ein solches Forschungsprojekt hat eher etwas im Deutschen Historischen Museum zu suchen als im Jüdischen Museum“, sagt er. Denn die Bank müsse nicht nur gegenüber den Juden Verantwortung übernehmen, sondern gegenüber der gesamten deutschen Bevölkerung. Julius Schoeps, Leiter des Potsdamer Moses-Mendelssohn-Zentrums und Vorsitzender des Gemeindeparlaments, findet auch, dass das Jüdische Museum ein „unpassender Ort“ sei und empfiehlt ebenfalls das Deutsche Historische Museum. Das Jüdische Museum sei auch schon falsch beraten gewesen, als es vergangenes Jahr eine Ausstellung über die Firma Topf & Söhne zeigte, die die Gasöfen für Auschwitz produziert hatte. Das sieht Salomon Korn anders: Die Topf-&- Söhne-Ausstellung habe das Museum und nicht die Firma selbst erarbeitet.

„Wir sind ein Ort der historischen Auseinandersetzung, da gehört die Beschäftigung mit der dunklen Vergangenheit der deutschen Unternehmen dazu“, sagt eine Sprecherin des Museums. Deshalb habe man die Ausstellung über Topf & Söhne gezeigt, deshalb passe auch das Kolloquium zur Vergangenheit der Dresdner Bank ins Museumskonzept. Das Bankhaus selbst verteidigt sich damit, dass die Studie vormittags in der eigenen Dependance am Pariser Platz in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt werde. Nachmittags im Jüdischen Museum werde es lediglich ein nichtöffentliches wissenschaftliches Kolloquium geben. Außerdem sei es Museumsdirektor Michael Blumenthal selbst gewesen, der den Vorstandsvorsitzenden der Dresdner Bank, Herbert Walter, zu dem Kolloquium im Jüdischen Museum angeregt und eingeladen habe. Blumenthal wird am 17. Februar aber auch nicht dabei sein. Nicht, weil er nicht wollte, sagt die Museumssprecherin, sondern weil er den ganzen Februar nicht in Berlin sei.

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