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Schule in Berlin-Westend will neuen Namen: Der Name Poelchau soll weg? Das ist peinlich

Harald Poelchau hat zahlreiche politisch Verfolgte bei der Flucht unterstützt. Berlins wichtige Sportschule zieht nun zum Olympiapark und sucht einen anderen Namen. Tagesspiegel-Kolumnist Bernd Matthies wundert sich - war nicht auch dort mal was mit Reichssportfeld?

Harald Poelchau war einer, nach dem man Schulen benennt. Evangelischer Gefängnispfarrer in Plötzensee, bekennende Kirche, Kreisauer Kreis. Er hat zahlreiche politisch Verfolgte, auch Juden, bei der Flucht unterstützt, wurde von der Gedenkstätte Yad Vashem zusammen mit seiner Frau als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.

Und richtig: Eine Berliner Oberschule in Charlottenburg trägt seinen Namen. Doch nicht mehr lange, denn diese Schule zieht gerade wegen Asbestsanierung um, sie möchte ihr mäßiges Image ändern und hat sich ein Profil als Elite-Sportschule zugelegt. Da ist es nun Pech für Harald Poelchau, dass er sich nicht viel mehr um Hürdensprint oder Speerwurf gekümmert hat, denn sein Name soll weg – man möchte was Sportbezogenes haben. Schule am Olympiapark, Jesse Owens, Lilli Henoch, so in der Richtung. Der Linkspartei schmeckt das nicht, und man kann ihr nur den richtigen Geschmack attestieren. Denn dass die Schule ihren Namen ausgerechnet im Zusammenhang mit dem Umzug auf Hitlers ehemaliges Reichssportfeld ändert, ist ein peinlich geschichtsvergessener Akt.

Die Linke schlägt nun vor, den Namen in „Poelchau-Oberschule im Olympiapark“ zu ändern. Das Abgeordnetenhaus könnte, ach was: sollte dem zustimmen und so ein Zeichen setzen. Doch auch dort wissen vermutlich nicht mehr viele, wer Poelchau war.

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