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Schule: Sozialquote an Gymnasien: Linke steht mit ihrer Idee allein

Alle Parteien lehnen die von der Linken vorgeschlagene Zugangserleichterung für Kinder ärmerer Familien ab. Schüler- und Elternvertreter fordern mehr Förderung in der Grundschule.

Richtiges Ziel, falscher Weg. So lassen sich die Reaktionen auf den Vorschlag der Linken zusammenfassen, eine Sozialquote für Gymnasien einzuführen.

Bildungspolitiker aller Parteien sowie Schüler- und Elternsprecher stimmten am Montag im Prinzip der Absicht des Linken-Abgeordneten Steffen Zillich zu, mehr als bisher auch Schüler aus ärmeren Familien zum Abitur zu führen.

Eine Sozialquote lehnten aber alle Fachleute ab. „Natürlich darf die Schullaufbahn nicht an die soziale Herkunft gekoppelt sein“, sagt der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Sascha Steuer. „Dies kann aber nicht auf Kosten von Leistungsorientierung und Kompetenzerwerb gehen.“ Auch FDP und Grüne halten es für kontraproduktiv, wenn Gymnasien pauschal mehr Schüler aus armen Familien aufnehmen sollen.

„Das Ansinnen, mehr soziale Gerechtigkeit in die Schule zu bringen, ist absolut wichtig“, sagt Max Wolter, Vorsitzender des Landesschülerausschusses. Allerdings sei eine Quote wenig praktikabel: „Wie will ich denn bewerten, wer auf welche Schule gehen soll?“ Schülervertreter Wolter hält es für sinnvoller, die ganze Schulstruktur zu ändern und allen Schülern mehr individuelle Förderung zuteilwerden zu lassen, bevor sie auf eine Schullaufbahn festgelegt werden. Deshalb unterstützt er das von der Linken angeschobene Projekt der Gemeinschaftsschule.

Für Landeselternsprecher André Schindler ist die Idee einer Quote „Blödsinn“ und geht „vollkommen am Ziel vorbei“. Die bereits in den Grundschulen betriebene Vorauswahl könne nicht durch „geschenkte Noten“ für sozial schwache Schüler ausgeglichen werden. Stattdessen müssten schwächere Schüler nach der zweiten, dritten oder spätestens vierten Klassenstufe stärker gefördert werden, damit sie es mit eigener Leistung aufs Gymnasium schafften.

„Das ist ein undurchdachter Schnellschuss“, kritisiert auch Grünen-Bildungspolitiker Özcan Mutlu den Vorstoß der Linken. Kam ein Kind wegen schlechter Leistungen bislang nicht aufs Gymnasium, sei ihm auch mit einem erleichterten Zugang nicht geholfen. „Wenn die gezielte Förderung fehlt und ein Kind dem Unterricht am Gymnasium nicht folgen kann, wird der Frust nur größer“, die Schüler würden zu Opfern eines nicht durchdachten „Alibivorschlags“.

Die FDP wirft der Linken vor, mit dem aktuellen Vorschlag von eigenen Versäumnissen in der Landesregierung ablenken zu wollen: „Rot-Rot hat sieben Jahre Zeit gehabt, die Verbindung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg abzuschaffen“, sagt Mieke Senftleben, Bildungspolitikern der FDP-Fraktion. Statt nun im Gymnasium mit Quoten zu experimentieren, sei es viel wichtiger, die Frühförderung und die Vermittlung von Grundlagen in den Grundschuljahren zu verbessern. „Wenn man das nur durch eine Quote ausgleichen will, scheitern die Schüler doch spätestens nach einem halben Jahr“, warnt Senftleben. Für sie ist die Idee der Linken deswegen „bildungspolitischer Schwachsinn“.

CDU-Politiker Steuer sieht in dem Vorstoß „einen weiteren Versuch, das Gymnasium in Berlin abzuschaffen“, und wirft der Linken vor, sie wolle „das Gymnasium offenbar von innen aushöhlen“.

Für die SPD hatte Partei- und Fraktionschef Michael Müller bereits tags zuvor den Linken-Plänen eine Abfuhr erteilt. Die Diskussion über Quoten sei verfrüht, die in den kommenden Jahren geplante neue Schulstruktur (siehe Kasten) werde die soziale Mischung an den Schulen ohnehin verbessern.

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